frisch gestrichen (6) : Leere Töpfe für schlaue Köpfe
Die Studentenspeisung
992 Millionen Euro weniger im Doppelhaushalt 2004/05. Auf der Streichliste steht viel Gutes. Und viel, bei dem man sagt: Gut, dass dort endlich gespart wird. Die taz schaut auf den Einzelfall:
Schlechte Nachrichten für passionierte Quarkdipper und Lammfrikadeller: In Berlins opulenter Wissenschaftsenklave Adlershof bleibt Mensaessen ein knappes Gut. Denn die geplante neue Mensa für die Humboldt-Universität will vorerst keiner bauen. Warum? Ganz einfach: Der Senat will im Rahmen seines Entwurfs für den Doppelhaushalt 2004/05 alle so genannten Neubeginner auf Eis legen. „Neubeginner“ sind Objekte, die gebaut werden sollen, jedoch noch in der Planungsphase stehen und deshalb ohne übermäßigen Aufwand in die Warteschleife geschickt werden können.
Eigentlich findet es Chefkoch Thilo Sarrazin (SPD) ja okay, dass alle Studierende mittags etwas zu essen bekommen, nicht in Schlangen warten müssen oder Reste aus Töpfen kratzen. Ursprünglich sollte die neue Mensa auch in diesem Herbst öffnen. Nur sieht Sarrazins Alter Ego, der Chefsparer, überhaupt nicht ein, dass die 300 Mensaplätze, die es bisher im Adlerhof gibt, nicht ausreichen sollten für demnächst mehr als 7.000 Studierende. So viele sind ab dem kommenden Herbst dort eingeschrieben.
Bleibt wohl nur eins: Schlange stehen, fremde Teller nachlecken und sich bloß nichts dabei einfangen. Denn an der Charité sieht’s richtig düster aus: 27 Millionen Euro für die Sanierung der OP-Säle im Chirurgisch Orientierten Zentrum (COZ) sind ausgesetzt, genau wie die 25 Millionen für die Modernisierung des unterirdischen Versorgungsrings. Jetzt kann es zu Störungen bei der Stromversorgung und der Abwasserbeseitigung kommen, warnt der Informationsdienst Wissenschaft. Na, Mahlzeit! SL
Was muss weg, was soll bleiben? frischgestrichen@taz.de