freie ladenöffnung : Der Markt allein richtet es nicht
Na fein. Die Kunden nehmen die langen Öffnungszeiten bis 22 Uhr nicht an. Hat sich hier mal wieder ein heiß diskutiertes Problem von selber gelöst? Glück für die Verkäuferinnen – es sind zu 75 Prozent Frauen – dass sich die Kunden ab neun Uhr abends gern auch zu Hause oder in Kneipen aufhalten und nicht zwanghaft danach streben, durch Geschäfte zu laufen und Sachen zu kaufen. Vielleicht hat der ein oder andere Kunde sich auch von müden Blicken beeindrucken lassen und ein schlechtes Gewissen bekommen.
KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER
Gelöst ist das Problem, das mit der Liberalisierung des Ladenschlusses auf diesen Berufsstand zukommt, mit dieser ersten Korrektur durch den Markt aber noch nicht. Verglichen mit früheren Zeiten müssen Verkäuferinnen auch jetzt von 18 Uhr 30 bis 21 Uhr zweieinhalb Stunden länger am Tresen stehen. Eine Stunde weniger bedeutet noch nicht, dass die Belastung für Frauen (und Männer), die Familie zu versorgen haben, erträglicher würde. Hier hätte eine Freiwilligkeitsklausel des Gesetzgebers für Eltern geholfen.
Aber die Politik ist so begeistert von der neuen Regellosigkeit, dass sie nicht mal eine Übersicht über die Öffnungszeiten schaffen will, und lässt den, der eigentlich König sein soll, im Wirrwarr allein. Dabei sind nicht nur lange geöffnete Läden, sondern auch verlässliche Zeiten ein Teil von Lebensqualität.