französische zeitungen über die proteste gegen die arbeitsrecht-reform :
In Paris findet die linksliberale Libération: Im Moment glaubt Staatschef Jacques Chirac sehr wohl noch an die Fabel, wonach die Konservativen keine Reformen mehr einleiten könnten, sollte sein Premierminister das Arbeitsrechtsgesetz fallen lassen. Wenn es aber genau umgekehrt wäre?
Indem er den zügellosen Dominique de Villepin auf seinem Posten lässt, könnte sich Chirac selbst dazu verurteilen, bis zum Ende seines Mandats 2007 in einer Art Guerilla zu leben: Die Jungen und die Gewerkschaft sind erniedrigt, der soziale Dialog ist tot, Frankreich mehr denn je gespalten und die Linke wieder gut im Sattel für die anstehende Präsidentenwahl.
Der konservative Le Figaro meint dagegen: Was letztlich frappierend ist an der Protestwelle gegen de Villepins Arbeitsrechtsreform, das ist der extreme Konservativismus, der daraus spricht. Frankreichs Arbeitsmarkt ist geprägt von Privilegien für zwei Drittel der Beschäftigten, die gut abgesichert sind, und andererseits durch die unsichere Lage all der anderen, vor allem der jungen Leute. Was zieht man daraus? Anstatt am Status quo zu rütteln, schlagen sich die Letzteren dafür, diesen zu erhalten. Eine Art Mai 1968, eine Studentenrevolte anders herum. Man demonstriert nicht dafür, die Welt zu verändern, vielmehr soll der Staat verhindern, dass sich die Welt ändert.