fisch gestrichen (5) : In den Tiefen der Seen
Der Fischereiberater
992 Millionen Euro weniger im Doppelhaushalt. Auf der Streichliste steht viel Gutes. Und viel, bei dem man sagt: Gut, dass dort endlich gespart wird. Die taz schaut auf den Einzelfall:
In Berliner Gewässern gibt es viel zu holen – nicht nur alte Fahrräder, Kinder- und Einkaufswagen, sondern auch Fisch. Frische, leckere Aale, Zander, Hechte. Seit im frühen Mittelalter die Deutschen Orden das hiesige Land eroberten, muss auch beim Fischen und Angeln alles seinen geregelten Gang gehen. In Berlin gibt es dafür ein Fischereiamt, das den Fischbestand überwacht und die Angelerlaubnisse ausstellt.
Ulrich Grosch, Chef des Amtes, und seine 13 Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun. Mit seinen rund 40.000 Anglern und 30 gewerblichen Fischern ist Berlin so etwas wie die Hauptstadt der Fischerei und rangiert weit vor Hamburg oder Bremen. Damit jemand Amtschef Grosch beratend beisteht, war vor einigen Jahren der Posten des Fischereiberaters geschaffen worden – als eine ehrenamtliche Tätigkeit, für die es rund 100 Euro Aufwandsentschädigung pro Jahr gegeben hätte. Die Stelle, die der Senat jetzt offiziell gestrichen hat, wurde allerdings nie besetzt. „Wir haben keinen geeigneten Kandidaten gefunden“, sagt Grosch. Traurig ist er, der selbst jahrelang Fischereiberater in der Dritten Welt war und gerne einen Fischereibiologen an seiner Seite gehabt hätte, darüber aber nicht wirklich. Gespart wird ja nur eine Stelle, die nicht besetzt werden konnte. Völlig egal ist es den Fischen, die ohnehin andere Sorgen haben: Seitdem die Berliner Gewässer sauberer werden, finden sie immer weniger zu fressen. Gut für Schwimmer, schlecht für Fischliebhaber. ROT
Was muss weg, was soll bleiben? frischgestrichen@taz.de