fern vom zeus : Märchen-Pärchen im See
Obenrum und kopfunterhalb: Der augenscheinliche Unterschied zwischen Olympioniken und landläufigen Pseudopromis
Diese cleveren Klatschbasen vom ZDF! Setzen einem den Floh ins Ohr, dass Ian Thorpe neuerdings mit der US-Schwimmerin Amanda Beard geht. Und beschwören damit ein richtiges olympisches Märchen-Pärchen, ein Power-Sport-Festessen für alle Medien, genau wie Steffi und Andre. Oder die Ost-Variante Franzi und Stefan.
Das sind doch endlich mal Dinge, die man wissen möchte. Sich vorstellen, wie Ian Thorpe verlegen mit seinen Flossenfüßen scharrt, wenn er Amanda um ein Date bittet. Sich die beiden beim romantischen Wochenendausflug am See ausmalen, den sie verliebt einmal im Delphinstil durchpflügen, bis die Schlingpflanzen zittern. Viel interessanter als die ewigen Medaillen-Geschichten. Beziehungsweise, da Deutschland im Medaillenspiegel bei diesen Spielen vermutlich irgendwo zwischen Turks and Caicos und dem äquatorialen Guinea landen wird, da, wo es hingehört nämlich, werden noch eine Menge weiterer Intima zu hören sein: Da wohnt eine minderjährige Sportlerin bei ihrem Trainer? Tztztz! Da redet eine Straßenradlerin von ihrer Lebenspartnerin? Uijuijuij! Natürlich tut einem jetzt schon Yvonne „Böni“ Bönisch Leid, die Judoka mit dem Titel „erste deutsche Goldmedaillengewinnerin“, die vermutlich in den nächsten Tagen ganz schön hinhalten muss.
Aber so ist das bei Menschen, die einfach nur extreme Sporttalente sind, im Gegensatz zu denen, die nichts können, aber unbedingt berühmt werden wollen. SportlerInnen eben. Das macht sie so sympathisch: Im Gesicht sehen sie aus wie normale Menschen, kopfunterhalb meist nicht mehr, und das kann manchmal richtig lustige Kombinationen ergeben, so wie bei Lars Riedel, der obenrum aussieht wie der Hausmeister bei den Muppets und untenrum wie eine schwule Dancefloor-Fantasie. Der Sportler, derjenige ohne Werbeverträge und Nacktfotos jedenfalls, ist sozusagen das Gegenteil des landläufigen Pseudo-Prominenten, der meistens eher obenrum extrem tunt, vor allem Dialekt und Frisur, und kopfunterhalb alles verrotten lässt. Beim Prominenten wird jedes Wangenküsschen bei jedem doofen Seemannsfriedhof-Benefiz-Konzert in gewissen Medien aufgearbeitet, der Athlet dagegen darf wunderbar normal seit neun Jahren mit einem anderen Athleten verheiratet bleiben; es sei denn, wie gesagt, er bewege sich auf Medaillenkurs.
SportlerInnen, das ist ein weiterer Vorteil, sind meist bei ihren Comeback-Versuchen viel weniger peinlich als ehemalige SchlagersängerInnen oder One-Film-Wonder. Fairer Wettkampf: Wenn man es nicht schafft, fliegt man eben raus oder qualifiziert sich gar nicht erst. Außerdem wollen SportlerInnen nicht ins Dschungelcamp und nicht in den Container, denn sie haben einen großen Teil ihrer Zeit in Trainingscamps und Mannschaftswohnheimen verbracht. Falls sie doch mal Hollywood-Luft schnuppern, dann nehmen sie so tolle Rollen wie „Tarzan“ an, bei denen sie ausgedachte Affensprache radebrechen und ansonsten meistens bei ihren Leisten (Schwimmen) bleiben. SportlerInnen sind eindeutig die besseren Menschen. Und früher aufstehen tun sie noch dazu. JENNI ZYLKA