fern vom zeus : Ich bin auch eine Art Triathletin
Neue Aufgaben in olympischen Diensten: Parcours-Umdesigner, Mattenleiterin, Radlerhalter
„Ich schaff zwei Klimmzüge / steh kurz vor ner Diabetes / und nur wegen der Schwimmflügel / glaubt keiner, dass man Triathlet ist“. So rappten einst die netten Hamburger von „Deichkind“. Mir glaubt übrigens auch immer keiner, dass ich triathletisch tätig bin. Ich habe, zugegeben, etwas veränderte, den Umständen angepasstere Streckenlängen gewählt: 300 Meter Rad zum Schwimmbad, immerhin zehn 25-Meter-Bahnen, danach walke ich schnell zum Café, Kuchen essen. Schließlich haben sich die Längen und Maße, die man als Athletin absolvieren muss, auch nur irgendwelche Menschen ausgedacht. Möchte mal wissen, wer. Die gleichen, die den Diskuswerfern neulich die Wurfring-Öffnung verkleinert haben? Wahrscheinlich.
Klingt jedenfalls nach einem interessanten Job: sich Schwierigkeiten für ProfisportlerInnen ausdenken. Ein Beruf mit Zukunft, denn die AthletInnen werden bekanntlich immer besser, und die Dopingmittel auch. Also müssen die Hürden wachsen und die Wassergräben metertief, damit der Reiz bleibt.
Der Beruf des Springreiten-Parcours-Hürden-Konstrukteurs zum Beispiel ist eigentlich eine todsichere Sache: Es gibt angeblich nur 12 professionelle Parcours-Designer auf der Welt, das bedeutet, dass da noch eine Menge zu holen wäre, mit innovativen Parcours-Ideen. Wieso nicht die schönsten, im Krieg zerstörten Gebäude nachbauen – wo doch gerade die Deutschen beim Reiten so viele Medaillen erwischt haben? Oder ein Sternzeichen-Parcours, für die EsoterikerInnen in der Mannschaft?
Ein anderer ungewöhnlicher Beruf, der mein Interesse wecken konnte, ist der des Mattenleiters beim Ringen. Macht sich bestimmt gut auf einer Visitenkarte: „Kommen Sie mich doch mal besuchen, ich bin gelernte Mattenleiterin!“ Außerdem gibt es beim Ringen den niedlichen Brauch der Ringrichter, einen Schwamm auf die Matte zu werfen, wenn man sich nicht einig in der Bewertung ist. Und ich bin mir zwar nicht mehr ganz sicher, meine aber, gehört zu haben, dass da bis vor knapp hundert Jahren noch ein Backstein geflogen ist. Dann hat man das mit dem Stein aber wegen größerer Fairness zugunsten des weichen Schwammes aufgegeben.
Die Hallenradfahrer festzuhalten, bevor sie losradeln, ist auch eine Aufgabe, der ich mich gewachsen fühlen würde. Genau wie das Herumstehen im hässlichen Kostüm am Sprinter-Startblock und die Tiger ermahnen, wenn sie zu früh losrennen. Welch ein schöner Krimi-Plot ließe sich daraus entwickeln: Der Tod einer ehemaligen Am-Startblock-Steherin ist zu ermitteln. Am Ende kommt heraus, dass es ein Sprinter war, der bei einem wichtigen Wettkampf vor 20 Jahren durch ihre Intervention disqualifiziert wurde und auch nach seiner Karriere mit dem eigenen Sportbekleidungsgeschäft auf keinen grünen Ölzweig kam … oder ist das zu offensichtlich?
Gerne würde ich zumindest die Kostüme entwerfen, die die Am-Startblock-SteherInnen tragen. Ich würde ganz neue Wege gehen, endlich weg von Grau und Hut, hin zu Farben, Troddeln und Exotik. Vielleicht die Säume der Röcke etwas nach oben und die Ausschnitte etwas nach unten. Sport bedeutet Bewegung!
JENNI ZYLKA