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Archiv-Artikel

fataler fehler: finnische bärenjäger erlegen den falschen bruno von MICHAEL RINGEL

Eine schreckliche Bären- … oder besser: bärenartige Meldung erreichte die Wahrheit-Redaktion gestern aus München. Wie die Polizei am frühen Dienstagmorgen bestätigte, kam es in der bayerischen Landeshauptstadt zu einem bedauerlichen Zwischenfall. Noch sind die genauen Umstände des Geschehens nicht aufgeklärt, doch soweit es sich rekonstruieren lässt, muss es in der Nacht von Montag auf Dienstag zu einer verhängnisvollen Verwechslung gekommen sein. Offenbar haben die finnischen Jäger, die mit ihren karelischen Bärenhunden eigens für die Jagd auf Braunbär Bruno eingeflogen wurden, einen fatalen Fehler begangen.

Zunächst hatten die Bärenjäger am Montag keine behördliche Jagdgenehmigung für das deutsch-österreichische Grenzgebiet erhalten. Daraufhin entschlossen sich die zum Nichtstun verdammten und vom deutschen Behördenstarrsinn enttäuschten Finnen zu einem Lokalbesuch beim „Stanglwirt“ in Garmisch-Patenkirchen, bei dem es laut Auskunft der Wirtsfrau zu einem „finnischen Frustsaufen“ gekommen sei. Fest steht jedenfalls, dass die Bärenjäger mehrere Flaschen ausgerechnet vom Original bayerischen Kräuterschnaps „Bärwurz“ leer tranken. Zudem skandierten sie immer wieder lauthals einen Schlachtruf, der sich angehört haben soll wie: „Bruno, wir kriegen dich!“

Erst weit nach Eintreten der Sperrstunde verließen die schwer angetrunkenen Finnen den „Stanglwirt“ – und von da an gibt es nur noch ungesicherte Informationen, wie die Münchner Polizei erklärte. Anscheinend müssen sich die trotzigen Finnen zu einer nächtlichen Bärenjagd entschlossen haben, verirrten sich aber wohl mit ihrem Wagen in der Nacht und landeten schließlich in München, wo mitten auf dem Stachus ihre Irrfahrt endete. Aufgrund einer Verkettung zumindest unglücklicher Umstände trafen die Bärenjäger dann auf den Kleindarsteller Roland Keller, der am frühen Dienstagmorgen in Vorbereitung eines Werbeauftritts für die Fifa mit seinem Goleo-Kostüm in der Münchner Fußgängerzone unterwegs war. Goleo beziehungsweise Keller hatte keine Chance!

Nach Erkenntnissen einer ersten Obduktion wurde das 23-jährige Opfer von sieben Schüssen aus mehreren Bärenflinten niedergestreckt. Allerdings dauerte die Leichenschau am Dienstag noch an, da nicht alle Teile des Getöteten von den Ermittlungsbeamten sofort gefunden wurden. Wahrscheinlich haben die karelischen Bärenhunde in der ersten Freude über den Jagderfolg einige Stücke des Goleo-Darstellers samt Fell gefressen. Zum genauen Sachverhalt allerdings konnten sich die Finnen gestern nicht auslassen. Sie waren nicht vernehmungsfähig und schliefen immer noch ihren Rausch aus, wie die Polizei München mitteilte.

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sprach inzwischen der Fifa sein Bedauern und Mitgefühl zum Tode Goleos aus. Stoiber schlug vor, Bruno den Braunbären als Ersatz-Maskottchen bis zum Ende der Weltmeisterschaft zu verpflichten. Wie der ausgewiesene Bärenexperte Stoiber allerdings Bruno von seiner neuen Aufgabe überzeugen will, ist bislang fraglich. Sicher ist nur: Wie Goleo ohne Hosen wird Bruno nicht in die Öffentlichkeit gehen wollen.