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Archiv-Artikel

fanpost Liebes Fräulein Serena!

Brief unserer US-Open-Korrespondentin an Serena Williams, die den schwarzen Stiefel in den Tennissport eingeführt hat

Zunächst mal möchte ich Ihnen versichern, wie sehr Sie die Welt des Tennis mit Ihren Kreationen bereichern. Neulich dieses entzückende Miniröckchen aus Jeansstoff – nach dem Ende von Andre Agassis Blue-Denim-Phase hatte ich schon befürchtet, dass wir das nie wieder sehen würden –, diesmal nun die kleine schwarze Spielhose passend zum Oberteil. Der Schnitt der Hose erinnerte mich ein wenig an das pinkfarbene Modell, mit dem Sie uns schon vor ein paar Monaten in Paris beglückt haben, aber gute Sachen vertragen eine Kopie. Dass es noch kleinere Modelle gibt, wissen wir zwar vom Beachvolleyball, aber schließlich müssen Sie sich ja noch Steigerungen aufheben.

Wirklich bewundernswert, welche Opfer Sie dabei auf sich nehmen. Als Ihnen neulich Ihre Marken-Gefährtin Lindsay Davenport versichert hat, in den Modellen Ihres neuen Bekleidungspartners würden Sie sich wohl fühlen, weil das Material sooo bequem und sportgerecht sei, haben Sie tapfer gesagt: Ach, ich will nur gut aussehen auf dem Platz; wenn die Sachen unbequem sind, nehme ich das in Kauf. Und die Mühe, mit der Sie Ihr Erscheinungsbild aufs Wunderbarste vervollständigen! Neulich haben Sie sich eigens Ihr glitzerndes Ohrgehänge zum Center Court nachtragen lassen, weil Sie sich einfach nicht wohl fühlen, wenn am perfekt gestylten Erscheinungsbild etwas fehlt. Ja, da darf man nicht nachlässig sein, sonst ist man ganz schnell raus aus dem Kreis der Berühmtheiten dieser Welt.

Es soll ja Menschen geben, die behaupten, es könnte nicht schaden, wenn Sie einen größeren Teil Ihrer Aufmerksamkeit wieder dem Tennis widmen würden, denn Ihr Spiel sei in letzter Zeit nicht so toll gewesen. Pure Ignoranz so was; natürlich können Sie sich nur selbst besiegen, an einem ungewöhnlich schlechten Tag. Und lassen Sie sich bitte nicht von Ihrer Linie abbringen, nur weil Sie im nächsten Match gegen eine junge kecke Französin spielen, deren Mikromini womöglich knapper sitzt als Ihrer. Knapper vielleicht, aber doch niemals so gut gefüllt!

Aber das Beste ist, wenn Sie sagen, Sie repräsentierten da draußen alle Frauen, die an sich selbst glauben. Also auch mich? Ich hätte wirklich nie geglaubt, dass Ihre Gunst sogar blassen, grauen, europäischen Mäusen gelten könnte. Dank und nochmals Dank und noch viele schöne Einfälle wünscht Ihnen Ihre

DORIS HENKEL

PS. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich bis zum Erscheinen Ihres innovativen schwarzen Tennisstiefels in den Geschäften bei der Arbeit im Pressezentrum meinen rosa Birkenstock trage. Aber ich träume schon jetzt davon, die Kollegen und mich selbst mit einem Fashion-Statement à la Serena zu befreien.