fahrpreise : Der Kunde, den verhöhn ich
Die Ticketpreise steigen mal wieder – und der Fahrgastverband jault auf. Das kennt man. Diesmal aber stöhnt selbst der BVG-Chef über die Preiserhöhung. Denn sie ist ihm zu mickrig ausgefallen. Und dafür dürfen sich die Fahrgäste bedanken – bei Verkehrssenatorin Junge-Reyer.
KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH
Auch ihr Amtsvorgänger Strieder hatte sich stets in Verbalattacken gegen die Preistreiber bei BVG und S-Bahn geübt, später jedoch jeden ihrer Verteuerungswünsche abgenickt. Junge-Reyer hat nun wenigstens die unsozialsten und fahrgastfeindlichsten Veränderungen blockiert.
Leider haben die wegen der überproportionalen Bezahlung ihrer Mitarbeiter chronisch klammen Verkehrsunternehmen an anderer Stelle umso mehr aufgeschlagen. Vor allem Stammkunden werden verprellt.
Aber in ihrer Not fällt der BVG schon lange nichts Besseres mehr ein, als ihre Kunden erst auf die Schippe und dann auszunehmen. So hat sie ihre tollen Metrolinien groß als geniale Erfindung gefeiert. Die fahren nun zwar wie versprochen im Zehn-Minuten-Takt – nur taten sie das meistens auch zuvor. Umgekehrt wurden jedoch alle anderen Linien zu Dorfverbindungen abgestempelt. Der Fahrgast merkt das, wenn er länger an der Haltestelle friert, nur um sich dann in eine wesentlich vollere Bahn zu drängeln. Für diesen wunderbaren Service soll man nun auch noch mehr zahlen.
Wie BVG und S-Bahn mit einem solchen Konzept die dringend notwendigen neuen Fahrgäste gewinnen wollen, bleibt jedoch ein Rätsel. Am liebsten würden die beiden vermutlich täglich genau eine Bahn quer durch die Stadt schicken – für alle Fahrgäste und wegen der Exklusivität des Angebots für, sagen wir mal, 5 Euro.