extraschicht : Keine Metro
Die Macher der Extraschicht haben ein ehrgeiziges Ziel: Ihre Nacht der Industriekultur soll sein wie der Rhein in Flammen. Ein Ereignis, das nur im Ruhrgebiet stattfinden kann – genauso wie die Traditions-Feier am Strom. Und so gesehen ist die Extraschicht tatsächlich nur im Ruhrgebiet möglich: Ein abendlicher Ausflug in eine Landschaft, die zutiefst geprägt ist von den Hinterlassenschaften der Schwerindustrie.
KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN
Was das Ruhrgebiet aber auch einmalig macht, ist seine Zergliederung. Nicht zuletzt im Nahverkehr. Die ersten Extraschichten mit stundenlangen Wartezeiten irgendwo im Niemandsland belegten das eindrucksvoll.
Erst als der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zum Mitveranstalter wurde, klappte es besser. Und doch muss der Verbund der vielen Verkehrsgesellschaften improvisieren: Die Industrieruinen werden auch deshalb mit Extrabussen angefahren, weil sie sonst nicht auf dem Fahrplan stehen. Und ein stadtübergreifender Nachtverkehr ist eh nur zwischen den Zentralstädten vorhanden, der Emschergürtel ist schlecht verbunden.
Die Extraschicht ist also eine ganz typische Veranstaltung fürs Gebiet. Auf dem Weg zur Metropole muss ein dichteres, großstädtischeres Nahverkehrssystem entstehen. Und wenn das Plakatmotiv der Nacht nun an Metro-Pläne erinnert, dann unterstreicht das Hoffnungen, nein, Forderungen nach einem metropolen Nahverkehr im Revier. Nicht nur einmal im Jahr, zur Extraschicht.