es bleibt ja kompliziert #10: Die „Keine rauchen“-Pause
Die Espressomaschine im sechsten Stock der taz ist hartnäckig. Bei jedem meiner Versuche, sie zu einem Cappuccino zu überreden, antwortet sie mit unkontrollierbaren Wasserspritzern aus sämtlichen Dichtungen. Zum Glück steht direkt daneben ein großer Turm mit darmanregendem Filterkaffee. Schade, ich hatte gehofft, dass meine Motivation zur Reparatur der Maschine den ersten Tag überlebt.
Am zweiten Tag fällt mir als taz-Frischling beim Erstellen einer Ankündigung für eine Veranstaltung auf: Die Informationen werden durchschnittlich in drei E-Mails und zwei verwirrenden Weiterleitungen zugeliefert. „Wie wär’s denn mit einer Vorlage?“, schlage ich als aufmüpfiger Junggeist vor. „Alle Informationen gebündelt; einfach zu verarbeiten.“ Wurde alles schon versucht; niemand würde sich daran halten, sagen die Kolleginnen. Na gut, dann eben genauso weitermachen.
Bei befristeten Projekten wie einem taz-Praktikum muss nur das erste Drittel überstanden werden. Dann stellen sich keine Fragen mehr über lang Erprobtes, über von Generationen weitergereichtes Verlagswissen, sondern es wird weitergemacht wie bisher. Auch die erste Zigarette schmeckt ja noch bitter, kratzt im Hals und löst Übelkeit aus. Die siebte hingegen wirkt entspannend und schmeckt nach Freiheit. Nach der Anfangsphase weiß man, worum es beim Rauchen geht, um die Pausenberechtigung. So auch bei der taz: Wenn die ersten Hürden überwunden sind, kann die Energie auf das Wesentliche gerichtet werden. Es ist egal, wie die Informationen zu einem finden. Blöd ist aber, wenn die neue Praktikantin die Bedienungsanleitung der Espressomaschine googelt und ich mich dabei erwische, wie ich sage: „Die geht eh nicht, brauchst du gar nicht erst versuchen.“ Deswegen lieber mit dem Rauchen aufhören und trotzdem weitermachen mit der Pause. Elias Andresen
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