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Archiv-Artikel

eject JENNI ZYLKA über den Kampf im Container und seine möglichen psychologischen Hintergründe

Battle of the Bekloppten

Warum die neue Big-Brother-Staffel ausgerechnet „The Battle“ heißt, kann niemand so wirklich erklären. Denn keiner guckt den Scheiß. Schaut man doch mal fünf Minuten rein, wird klar: Eine Gruppe ContainerbewohnerInnen hat es gut, badet in Champagner-Jakuzzis und darf sich vom Hoffriseur Strähnchen färben lassen. Die andere wohnt wie eine Roma-Flüchtlingsfamilie auf Heu, und abends wird kollektiv die Talgkerze ausgepustet.

Diese beiden Gruppen müssen in verschiedenen „Spielen“ gegeneinander ankämpfen. Wenn jemand aus der Loser-Gruppe gewinnt, darf er ins Winnerteam. Ist „The Battle“ in Wirklichkeit ein extrem ausgeklügeltes Psycho-Experiment? Von einem osteuropäischen Psychologie-Ethnologie-Professor ersonnen? Oder ist „The Battle“ gar die moderne Version des 1968 von einer amerikanischen Lehrerin erfundenen Anti-Rassismus-Trainings?

Bei diesem „Blue Eyed“-Projekt, das Fräulein Jane Elliott direkt nach der Ermordung Martin Luther Kings ins Leben rief, um ihren homogen weißen und christlichen SchülerInnen die Funktionsweise und Folgen von Rassismus zu erklären, wird eine Schulklasse in eine Gruppe Braunäugiger und eine Gruppe Blauäugiger aufgeteilt. Am ersten Tag sagt man den Braunäugigen, dass die Blauäugigen minderwertig seien, am zweiten Tag werden die Rollen getauscht.

Bei den Kindern und einer Menge anderer Menschen funktionierte das Projekt damals prima: Die jeweils gedisste Gruppe begann stets schnell, sich schlecht und wertlos zu fühlen, die andere machte sich hervorragend als Herrenmenschen. Danach fiel man sich und jeden Andersfarbigen verstehend in die Arme, jedenfalls für eine gewisse Zeit. Wie man an der Zweiklassengesellschaft mit Millionen von Rassismusopfern sieht, ist Jane Elliotts Erfolg leider nicht nachhaltig. Aber vielleicht soll „The Battle“ da anfangen, wo „Blue Eyed“ aufhörte? Vielleicht wird nach Ende der Staffel ein Dossier veröffentlicht mit psychologischen Beobachtungen des Verhaltens jedes/r einzelnen TeilnehmerIn und einer abschließenden Bewertung durch eine Menschenrechtsgruppe, amnesty international oder so.

Vielleicht sitzen hinter „The Battle“ allerdings auch die gleichen hirnlosen Fernsehnasen, die für den übrigen Big-Brother-Mist verantwortlich waren und sich außer einem platt-voyeuristischen Unterhaltungsansatz gar nichts überlegt haben. Wer weiß das schon?