ein-euro-sozialarbeit : Dumping um jeden Preis
Ein-Euro-Jobs waren bei ihrer Einführung vor etwas über einem Jahr klar definiert worden: Sie sollten zeitlich begrenzt und gemeinnützig sein und keine regulären Arbeitsplätze ersetzen. In vielen Bereichen wurde dieses Kriterium nicht eingehalten: Hausmeister wurden durch Ein-Euro-Jobber ersetzt, Handwerker erhalten wegen der staatlich subventionierten Billig-Konkurrenz weniger Aufträge. Nun schreien auch die Sozialarbeiter auf, sie fürchten um ihre Arbeitsplätze und sinkende Professionalität in der Behindertenarbeit, Altenpflege und der Kinderbetreuung.
KOMMENTAR VON NATALIE WIESMANN
Die Dumping-Politik in der Sozialarbeit wird in Nordrhein-Westfalen bestärkt durch die massiven Kürzungen im Landeshaushalt. Dies ist aber nicht eine Erfindung der neuen CDU-FDP-Regierung. Seit mehr als einem Jahrzehnt werden in der Bundesrepublik Deutschland die Ausgaben für Sozialarbeit gedrückt. Auch in NRW wurden viele der jetzt beschlossenen Kürzungen bereits unter der ehemaligen rot-grünen Landesregierung eingeläutet. Nur die reichen Kommunen können die fehlenden Landesgelder kompensieren, die armen Kommunen haben keinen Spielraum für zusätzliche Aufgaben. Bei den Kindertagesstätten etwa in den ärmeren Ruhrgebietsstädten müssen Kommunen nun die erhöhten Kosten auf die Eltern abwälzen. Wenn diese aber nicht zahlen können, sinkt die Qualität der Kinderbetreuung. Zwar kann man sich über die Sinnhaftigkeit mancher sozialer Projekte streiten, aber klar muss sein: Sozialberatung, Betreuung und Pflege sind keine Waren, mit denen kein Preis- und damit Qualitätsdumping betrieben werden darf. Denn die Folgen einer solchen Politik ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Wer mit Würde behandelt werden will, muss zahlen, etwa bei der Pflege. Wer keine Mittel dafür hat, muss sich damit abfinden, verwahrt zu werden.