dreschers abgang : Konsequent Ego
Eins muss man Burkhard Drescher lassen: Der Mann fährt eine klare Linie. In Essen, Bottrop und Gelsenkirchen geht das Gezeter weiter über den knallharten Ego-Kurs des Oberhausener Oberbürgermeisters, der ohne Rücksicht auf Verluste und regionalen Konsens seinen Traum vom Erlebnis-Centro in der Neuen Mitte seiner Stadt durchboxt. Die Nachbarn zetern zurecht: Die Centro-Erweiterung ist landesplanerischer Wahnwitz, wie auch die Konkurrenzprojekte in Duisburg und Dortmund. Doch Drescher ist das egal.
KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN
So wenig ihn seine Nachbarn auch mögen – für Oberhausen hat Burkhard Drescher viel erreicht. Das Neue-Mitte-Konzept muss nicht jedem gefallen, aber ohne die Rieseninvestitionen stünde die Stadt deutlich schlechter da. Es kommt nicht von ungefähr, dass Oberhausen die Stadt ist, um die sich die SPD bei der Wahl am Sonntag wohl die geringsten Sorgen machen muss.
Burkhard Drescher hat bewiesen, dass er harte Ellenbogen hat. Das kann man Führungsstärke nennen, aber auch Skrupellosigkeit. Alle Fraktionen seiner Stadt, auch die zunächst kritischen Grünen, hat er für das Centro-Projekt zusammen gebracht. Dass er die Bezirksregierung mit seiner minutenschnellen Baugenehmigung für die Erweiterung düpiert hat, ist sein Meisterstück vor dem Wechsel in die Wirtschaft. Dort wird Drescher gut aufgehoben sein. Denn als Manager muss er noch weniger darauf achten, sympathisch und konsensfähig zu wirken.