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Archiv-Artikel

dosenpfand Chaoten klagen, der Umwelt hilft’s

Der Tag eins des Dosenpfandes verlief gestern relativ ruhig: keine Zusammenrottungen von unzufriedenen Weißblechfans in den ersten verkaufsoffenen Stunden ohne die Billigdosen. Dafür aber das übliche Gemaule in Politik und Einzelhandel: Roland Koch aus Hessen meldete sich pflichtbewusst aus dem Wahlkampf und grummelte etwas von Chaos, das die Bundesregierung verschuldet habe. Dabei war es eine Unionsregierung, die damals die Verpackungsverordnung erlassen hatte, und eine Unions-Opposition, die eine sinnvollere Novelle der Verordnung 2001 verhindert hatte.

Kommentarvon REINER METZGER

Die Allerschlimmsten aber sind die großen Einzelhändler, Getränkeabfüller und -vertreiber. Sie verzögerten das Pflichtpfand über Jahre und hofften zum Schluss auf einen Wahlsieg Edmund Stoibers. Der hatte zum Entsetzen seiner bayerischen mittelständischen Bierbrauer im Wahlkampf angekündigt, etwas gegen das Dosenpfand zu unternehmen. Daraufhin hatten sich die Konzerne in ihrer Taktik bestätigt gefühlt: über eine Lawine von Gerichtsverfahren das Zwangspfand so lange zu verzögern, bis der richtige Umweltminister in Amt und Würden sitzt. Der Plan schlug fehl. Zum Glück.

Jetzt muten die Herren in den Verbänden und Vorstandsetagen den Kunden ein Wirrwarr an Dosenrückgabe-Pflichten zu. Wer seine Einwegverpackung nicht am Ort des Kaufs zurückgibt, geht meist leer aus – eine verkappte satte Preiserhöhung. Die jammernden Einzelhändler können nur an den Gesetzgeber appellieren: Bitte drückt beide Augen zu, denn die gesetzlichen Vorgaben der Verpackungsverordnung – Einweg kaufen, wo man will, und zurückgeben, wo man will – führen sie nun bestenfalls im Herbst ein. So lange wird den Verbrauchern das Chaos erhalten bleiben.

Immerhin ist der eigentliche Zweck der Übung durch das Versagen des Handels erreicht: der Umwelt zu helfen. Mehrwegverpackungen brauchen im Schnitt weit weniger Energie. Und der Verkauf an Dosen und Einweg-Plastikflaschen wird durch den Wirrwarr schneller sinken, als er mit einer reibungslosen Einführung des Einwegpfandes je denkbar gewesen wäre. Wenn weggeworfene Dosen auch künftig noch im letzten Naturschutzgebiet stören, bleibt immerhin ein Trost: dass der Verursacher für sie je 25 Cent gezahlt hat.