direktorensuche : Provinz ohne Fürst
Der Mittsommernachtstraum des Ruhrgebiets ist verweht. Vorbei die fraktionsübergreifende Ruhrvision, die harmonischen Hinterzimmerrunden von Wissenschaft und Politik fürs Ruhrgebiet. Jetzt ist Eiszeit. Weil es seit Herbst wieder die SPD ist, die im Regionalverband Ruhr (RVR) stärkste Fraktion ist, wird die Geschichte zurück gedreht und das Ruhrgebiet wieder zur verzettelten, kleinkarierten, miefigen Provinz, angeführt von verzettelten, kleinkarierten, miefigen Kommunalbaronen.
KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN
Nur so ist zu erklären, dass das Schaulaufen für das Amt des Regionaldirektors in einer Dorfdisko kaum anders aussehen würde: Erst ein Berliner Irrläufer, dann tritt der Stadtkämmerer aus Dorsten gegen den Oppositionsführer im Hammer Stadtrat an. Aber weil sie beide als Genossen den Stallgeruch nicht verloren haben, darf Essens Kulturdezernent nicht Regionaldirektor werden. Er arbeitet, pfui!, für einen CDU-Oberbürgermeister.
Und weil das so ist, wie es immer war, weil der entscheidende RVR-Verbandsvorstand sowieso keinen starken Mann als Direktor will, sondern einen Befehlsempfänger und guten Verwalter. Weil die Landesregierung keinen mächtigen Regionalverband will, weil auch die Regierungspräsidien eifersüchtig sind, wird es ein kleines Licht.
Ach, Oliver Wittke: Rührend erinnert die Kandidatur des Ex-Oberbürgermeisters an die fordernde Metropole Ruhrgebiet. Ein hoffnungsloses Unterfangen: Die Favoriten heißen Klink und Estermann. Wie bitte?