die woche der wichser von RALF SOTSCHECK :
Großbritannien, das Land der Wichser. So hofft jedenfalls das Centre for Sex and Culture. Die in San Francisco beheimatete Organisation veranstaltet am kommenden Samstag in London einen „Wankathon“ und hat dazu aufgerufen, massenhaft zum Masturbationsmarathon in die Drop Studios in der Clerkenwell Road zu kommen – für einen wohltätigen Zweck.
Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin sollen sich Sponsoren suchen, die das Massenonanieren bezuschussen. Normalerweise sammeln Schulkinder auf diese Weise Geld für einen guten Zweck – selbstverständlich nicht fürs Masturbieren. Sie lassen sich von Nachbarn und Verwandten die Zusage für eine Spende geben, wenn sie im Freibad zehn Bahnen schwimmen oder in den Bergen fünf Kilometer laufen. Meistens geht das Geld an irgendwelche kirchlichen Organisationen. Mit dem „Wankathon“ will der Klerus freilich nichts zu tun haben, die Marie-Stopes-Klinik dafür umso lieber. „Es ist vollkommen richtig, dass wir uns mit dieser risiko- und folgenlosen sexuellen Aktivität assoziieren“, begrüßte die Familienplanungsklinik das Ereignis. In dem Aufruf heißt es zweideutig: „Kommt für einen guten Zweck.“
In den Drop Studios gibt es weiches Licht, weiche Möbel, weiche Musik sowie drei Zonen: eine für Frauen, eine für Männer und eine gemischte Zone. Jede Zone enthält auch Einzelwichserzellen für scheue Teilnehmer, die nicht am offiziellen Wettbewerb teilnehmen können. Wer die meisten Orgasmen hat und wer am längsten masturbieren kann, bekommt einen Preis – vermutlich eine Armbinde und einen Hund, denn Wichsen soll ja blind machen. Als Trostpreis wird wohl eine Brille vergeben.
Die Regeln sind streng: Pro Stunde sind höchstens fünf Minuten Atempause – oder wie man es nennen möchte – erlaubt. Der bisherige Rekord steht bei achteinhalb Stunden. Diese Zeit wird jedoch niemand überbieten können: Der „Wankathon“ dauert von 14 bis 22 Uhr, also lediglich acht Stunden. Allerdings wird der Marathon der anderen Art für Channel 4 aufgezeichnet. Offenbar hat man sich bei dem Fernsehsender mit dem Thema angefreundet. Vorigen Montag erklärte Redakteur Andrew MacKenzie, dass man eine kleine Serie daraus machen werde: „Die Woche der Wichser“. MacKenzie, der voriges Jahr die „Penis-Woche“ veranstaltet hat, sagt: „Das sind genau die provokanten Programme, die Channel 4 nachts um elf ausstrahlen sollte. Viele Menschen masturbieren, aber nicht so viele reden darüber.“ Die Produktionsfirma Zig Zag fügte in einer Presseerklärung hinzu: „Es wird Zeit, dass wir herausfinden, ob die Oberlippe das Einzige ist, das in Großbritannien steif sein darf.“
Zwei, die gute Aussichten haben, den Preis für die meisten Orgasmen zu gewinnen, sind die beiden Protagonisten des zweiten Teils der dreiteiligen Serie, die zum Jahresende ausgestrahlt wird. Dabei handelt es sich um eine 60-minütige Dokumentation über Masturbationssüchtige. Im Mittelpunkt der Sendung stehen zwei junge Männer, die sich täglich mehr als 20-mal einen runterholen. Channel 4 dementierte, dass der dritte Teil der „Woche der Wichser“ den Premierminister Tony Blair bei der Arbeit zeigen soll.