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die wahrheitNur weiter so, Osnabrück!

Kommentar von Gerhard Henschel

Stolpert der Oberbürgermeister der Metropole an der Hase über seine eigene Torheit?

M itte des vergangenen Jahres erhielten mehrere PR-Agenturen einen Rundbrief der niedersächsischen Stadt Osnabrück: "Haben Sie eine Idee, einen neuen Vorschlag oder einen überzeugenden Gedanken, der auf (ein)schlagende Weise die wirtschaftliche Potenz und Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Osnabrück zeigt? Unser Ziel ist einfach gesagt, aber doch schwer umzusetzen: Wir wollen, dass der Wirtschaftsstandort Osnabrück mit seinen weichen Standortfaktoren regional und überregional genauso überrascht wie interessiert zur Kenntnis genommen wird."

Gewonnen hat den Wettbewerb die Agentur Hagenhoff + Graeff mit einer Werbekampagne, die der Osnabrücker Oberbürgermeister Boris Pistorius als überzeugenden Beweis für die Potenz seines Heimatstandorts betrachtet. "Herrlich Ehrlich - Willkommen im Weltstädtchen", lautet der Siegerslogan. Näheres können Überraschte und Interessierte den "Kulturnachrichten" von osnabrueck.net entnehmen: "'Herrlich Ehrlich' ist der rote Faden, der die Kampagne zusammenbindet. Dieses Motto ist auf allen Transparenten abgebildet, die an zahlreichen Gebäuden zu sehen sind, um diese zu kommentieren: Das Osnabrücker Theater stellt sich als Scalalein vor, das Rathaus als Capitölchen, die durch die Stadt fließende Hase als Canal Grändchen, der Osnabrücker Petersdom als Petersdömchen und das Heger Tor als Brandenburger Törchen. ,Auf diese Weise können auch die Osnabrückerinnen und Osnabrücker ihre Stadt gewissermaßen noch einmal neu entdecken", sagt Pistorius.

Und damit nicht genug: Auf "(ein)schlagende Weise" können die Osnabrückerinnen und Osnabrücker auch ihre Fußgängerzone gewissermaßen noch einmal neu entdecken, denn die heißt jetzt "Kurfürstendämmchen". Immerhin hat sich die Universität dem Ansinnen verweigert, im Rahmen des Werbefeldzugs als "Oxfördchen" tituliert und vereinnahmt zu werden. Dennoch bleibt die Frage offen, ob diese Weigerung als Potenzbeweis der Osnabrückerinnen und Osnabrücker genügt und deren Zukunftsfähigkeit verbürgt, denn Boris Pistorius ist noch immer im Amt. Wie sagte doch der große Städteplaner Arnold Darmstadt? "Der weichste Standortfaktor einer Stadt ist immer die Birne ihres Oberbürgermeisters."

Es lässt sich nicht abstreiten, dass Oberbürgermeister Pistorius sein Standörtchen erfolgreich ins Gerede gebracht hat, wenn nicht sogar ins "Arschgerede" (Eckhard Henscheid), aber man darf wohl bezweifeln, dass es viele Unternehmer gibt, die ihre Investitionsentscheidungen davon beeinflussen lassen, dass der Standort auch ein "Sphinxchen" aufweist. Das wäre ein schönes Thema für eine volkswirtschaftliche Doktorarbeit: "Die Alfanzereien närrischer Stadtväter als Lockspeise für Investoren".

Die ersten Einwohner haben inzwischen die Flucht ergriffen, unter ihnen der Pilot eines vorgestern über Gifhorn gesichteten Zeppelins mit der Aufschrift: "Ich komm zum Glück aus Osnabrück und will nie mehr dahin zurück."

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2 Kommentare

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  • HA
    Hans Albert Salden

    Liebe taz-Team,

    man muss nicht gleich den Bürgermeister aus der Stadt jagen, es war die Agentur, die sich hier einen Griff ins Stille Örtchen geleistet hat, und der kann man kündigen. Zumal die Agentur Hagenhoff + Graef seit vielen Jahren für CDU Werbung macht, und dazu gehört es vielleicht auch die SPD in Bedrängnis zu bringen? Dem SPD-Bürgermeister Boris Pistorius

    sollte Zeit gegeben werden, darüber nachzudenken. Derweil soll er sich an dem gesunden Menschenverstand einiger Osnabrücker Bürger erfreuen, die eine ?Ehrlich entbehrlich?-Kampagne gestartet haben mit der Aussage ?Ich bin doch nicht blödchen.?

    Es grüßt aus der Region der Hasen-Metropole

    Hans Albert Salden

  • TP
    Thomas Peters

    Ihre Berichterstattung zur Osnabrück Kampagne ist tendentiös. Die Stimmung vor Ort ist keinesfalls überwiegend negativ, sondern höchstens gespalten. Vielleicht nähren sich Ihre Redakteure aus der falschen Quelle (oder warum zitieren Sie in einem Ihrer früheren Artikel ausgerechnet den Osnabrücker Werbe-Pleitegeier Norbert Drogies als "Kommunikationsexperten"?). Und außerdem: Wenn jemand definitiv nicht weiß, wie man Produkte gut verkauft, dann ja wohl die taz ...

     

    Herrlich ehrliche Grüße aus Osnabrück

    Thomas Peters