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die wahrheitSchwabinger Krawall: Zweierlei Diebstahl

Als Frau Hammler der alten Frau Reibeis, die wegen ihrer Fußoperation nicht aus dem Haus kann, ihre Einkäufe hinaufträgt, ist diese komplett aus dem Häuschen: Bei ihr sei...

Als Frau Hammler der alten Frau Reibeis, die wegen ihrer Fußoperation nicht aus dem Haus kann, ihre Einkäufe hinaufträgt, ist diese komplett aus dem Häuschen: Bei ihr sei eingebrochen worden, am helllichten Tag, und jetzt sei alles weg. Frau Reithofer ist misstrauisch und fragt nach dem Hergang. Zunächst, sagt Frau Reibeis, habe eine junge Frau geklingelt, und jetzt sei die Ledermappe mit ihrer Rente, die sie immer im Nachttisch aufbewahre, verschwunden.

Wie viel Bargeld das gewesen sei, fragt Frau Reithofer. Ein Bargeld, sagt Frau Reibeis, habe sie nie im Haus, also: ein normales Bargeld, höchstens diese Euros, die es seit ein paar Jahren gebe und mit denen sie nicht rechnen könne, weshalb sie zum Einkaufen immer die ganze Mappe mitnehme. Das könne sie jetzt mit dem Fuß aber eh nicht, weshalb eine nette Frau aus dem Erdgeschoss … sie schaut Frau Reithofer scharf an, sagt: "Oh!", und erspart ihr den Rest. Das sei ja ein Wahnsinn, sagt Frau Reithofer; sie könne doch nicht ein Vermögen in der Wohnung liegen haben und auf der Straße spazieren tragen. Man wisse doch, was heutzutage alles passiere, zumal wenn jemand alt sei und sich nicht mehr zu helfen wisse.

Sie könne sich sehr wohl helfen, braust Frau Reibeis auf, und schließlich habe es sich bei der Dame nicht um einen Verbrecher gehandelt, sondern um eine Angestellte von der Sparkasse, die wegen einer Maschinenumstellung ihre Bargeldbestände überprüfen wollte. Das finde sie sehr nett, auch wenn sie nicht verstanden habe, um was es gehe, jetzt aber seien tausend Euros weg, es müsse sich also noch jemand Zugang zu ihrer Wohnung verschafft haben, als sie der freundlichen Dame einen Tee gekocht und sich mit ihr über Blumenzucht, das Wetter, den Papst und den Zweiten Weltkrieg unterhalten habe, recht laut, wegen ihrer Harthörigkeit, und wohl deshalb von dem Einbruch nichts bemerkt habe.

Als ein Polizist eintrifft, erzählt Frau Reibeis die Geschichte noch mal mit etwas anderen Details. Der Polizist seufzt mitleidig und sagt, die betreffende Dame sei notorisch und versuche seit Tagen, alte Leute im Viertel zu bestehlen, indem sie ihnen den Schmarrn mit den Bargeldbeständen erzähle. Bislang sei allerdings niemand auf den saudummen Trick hereingefallen. Als er Frau Reibeis erklärt, die Diebin sei wahrscheinlich über alle Berge und die Aussicht, ihr Geld wiederzubekommen, gering, beschimpft sie ihn als Komplizen, Verbrecher, Mörder und Blutsauger, wirft ihm einen Teebeutel und eine leere Spülmittelflasche hinterher und lässt sich erst beruhigen, als Frau Reithofer zusagt, bis zur Auszahlung der nächsten Rente umsonst für sie einzukaufen. Im Gegenzug muss Frau Reibeis versprechen, niemandem ihr Geld auszuhändigen, egal aus welchem Anlass.

Sie selbst, sagt Frau Reithofer, sei zum Glück vorsichtiger. Als sie vor 15 Jahren 10.000 Mark von ihrer Großmutter geerbt habe, sei sie persönlich hingegangen zur Bank und habe das Geld sofort in Telefonaktien anlegen lassen. Die seien zwar jetzt nur noch ein paar Pfennige wert, aber immerhin sei sie Gott sei Dank nicht bestohlen worden.

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