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die wahrheitDer homosexuelle Mann

Der homosexuelle Mann erlebt wieder mal einen Boom, diesmal im Superwahljahr in der Figur des schwulen Politikers. Wo man hinschaut, Schwule sind überall dabei...

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5 Kommentare

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  • S
    Schwulenaktivist

    Die ehrlichste Politik ist, sich für Interessen einzusetzen. Heteros tun dies ganz gezielt mit "Familienpolitik" und "Wirtschaftspolitik". Fakt ist, dass sehr viele "Homo-PolitikerInnen" fast nur "Heteropolitik" machen. Leider. Umgekehrt ist eher selten...

  • D
    DiversityAndEquality

    @Suryo:

     

    Nee, sie müssen nicht, aber sie sollten!

     

    Und richtig: Jeder das, was er am besten kann! Wer kann besser die Lebenswirklichkeit von homosexuellen Männern nachvollziehen - und zwar aus eigener Erfahrung - als die Betroffenen selbst? Und ja, richtig: Das gilt auch für andere diskriminierte Gruppen in der Gesellschaft, die sich eben deswegen so gut (von ausschließlich hat niemand gesprochen) für die Belange ihresgleichen einsetzen können wie kein anderer!

     

    In den USA wurde unlängst die erste Richterin lateinamerikanischer Abstammung von Barack Obama zum Obersten Gerichtshof berufen und brachte es - zum Entsetzen der Konservativen und Rechtsradikalen - auf den Punkt: "I would hope that a wise Latina woman, with the richness of her experiences, would more often than not reach a better conclusion than a white male who hasn't lived that life."

     

    Das gilt nicht weniger für homosexuelle Menschen, die in dieser Gesellschaft von der mittelalterlichen Zwangs-Hetero-"Norm" gezielt unterdrückt, ausgegrenzt, stigmatisiert und zur Minderheit gemacht worden sind und weiterhin werden. Aber wie gesagt: Das vorherrschende schwule Selbsterniedrigungssyndrom (an das Leute wie du ja weiterhin appellieren) blockiert hier an allererster Stelle jeden nennenswerten Fortschritt!

  • S
    Suryo

    Was ist mit Johannes Kahrs? Der hat sein Schwulsein auch nie verheimlicht.

     

    @DiversityAndEquality: ich sehe schwule Politiker keineswegs in der Pflicht, Schwulenpolitik zu machen. Man stelle sich mal vor, in der taz würde gefordert, daß PolitikerInnen mit Migrationshintergrund sich gefälligst in erster Linie für MigrantInnenrechte einzusetzen haben. Jeder das, was er am besten kann. Beck will Schwulenpolitik machen - gut. Kahrs ist zwar Beauftragter seiner Fraktion, sieht sich aber eher als Haushalts- und Verteidigungspolitiker. Auch gut.

    Ne ganz andere Chose ist, wenn man als schwuler CDU-MdB (es gibt inoffiziell etwa elf davon!) Politik GEGEN Schwule betreibt.

  • D
    DiversityAndEquality

    @D. Schweizer:

     

    Widerlich, wie manche Leute ihre Schwulenfeindlichkeit verpacken.

     

    Und genau das ist das eigentliche Thema: In einer Gesellschaft, in der junge Männer, die homosexuell empfinden, sich weiterhin verstecken müssen, weil sie sonst von ihrer Schule gemobbt werden, wo sexuelle Vielfalt aus Erziehung und Aufklärung und Bildung weiterhin konsequent ausgegrenzt wird, wo die Homophobie in den letzten Jahren gerade unter jungen Menschen wieder dramatisch zunimmt und junge Homosexuelle auf Grund dieser enormen psychischen Gewalt einem viermal höheren Selbstmordrisiko ausgesetzt sind - da herrscht keine sexuelle "Gleichberechtigung", "Freiheit" oder "Selbstbestimmung", nicht einmal ansatzweise! Sondern einzig und allein eine verlogen inszenierte Pseudo-Liberalität ganz bestimmter medialer Kreise (die selbst damit in der Minderheit sind gegenüber den immergleichen, dümmlichen heterosexistischen Stereotypen), die rein gar nichts mit der Lebenswirklichkeit vor allem junger Homosexueller zu tun haben, die erst einmal ihre Identität finden und sich mit dieser behaupten müssen!

     

    Aber genau über die hier angesprochenen Themen spricht - und in diesem Sinne kann ich Herrn Kraushaar nur zustimmen - nicht ein einziger Politiker, erst recht kein schwuler, und nicht einmal jetzt im Wahlkampf, wo man dieses zentrale Menschenrechtsthema beharrlich auf nationaler Bühne ansprechen müsste.

     

    Vor einem Jahr ließ ein US-amerikanischer Präsidentschaftskandidat unter weitaus schlechteren Ausgangsbedingungen keine Gelegenheit aus, um vor nationalem Publikum bei jedem einzelnen seiner Auftritte immer wieder explizit für die Gleichberechtigung von homosexuellen Menschen einzutreten. Inzwischen lädt er als Präsident Vertreter der Homo-Bewegung ins Weiße Haus ein und ruft persönlich den "Pride-Monat" aus und wendet sich immer wieder für alle sichtbar und - richtigerweise in einem Atemzug - gegen die Diskriminierung von Homosexuellen und Schwarzen, "Hispanics", Muslimen und behinderten Menschen in der amerikanischen Gesellschaft

     

    Allerhöchste Zeit, dass sich hierzulande mal jemand eine dicke Scheibe davon abschneidet. Aber wenn nicht einmal die Betroffenen selbst dies unmissverständlich einfordern - auch und gerade jetzt im "Wahlkampf" - wer dann???

  • DS
    Danny Schweizer

    Sind Schwule die besseren Politiker? Diese umgekehrte Diskriminierung, die da betrieben wird, ist genauso inkonsequent wie das, was teilweise als Emanzipation der Frau verkauft wird.

    Wer Gleichbehandlung fordert, sollte sie auch vorleben.