die wahrheit: Die Bandverschleifungen der Beatles
Unaufhaltsam schreitet die Zeit voran und mit ihr die Beatlesforschung. Noch immer kommen ungeahnte Sachverhalte ans Licht! Jüngstes Beispiel:
die Bandverschleifungen der Beatles.
Ein brisantes, bislang unbekanntes Thema, das nun aber im neuen Zweitausendeins-"Merkheft" (Nr. 238, Dezember 2010, Rückseite) erstmals öffentlich erwähnt wird. Da eine Erklärung für diesen technischen Terminus dort aber nicht gegeben wird, soll dies hier nachgeholt werden.
Muss man es sich so vorstellen, dass George Martin eines Morgens im Studio den Tagesbefehl erteilte: "Hinsetzen, Schnauze halten, heute probieren wir die Bandverschleifung aus!" - "Nein, im Gegenteil", erinnert sich der heute Hundertjährige, "die Idee dazu kam von den Beatles." Und dann erzählt er beim Mürbkuchen, wie es sich zugetragen hat:
George Harrison wollte erstmals seine neue Stratocaster aus stabverleimtem Holz (ein Geschenk von Pete Townshend, wie die Recherchen des auf diesem Gebiet führenden Hannibal-Verlags erbracht haben) einsetzen, doch betätigte er den Verzerrer am Instrument so heftig, dass dieses eine dauerhafte Verstimmung davontrug und von einem Irren im Keller des Apple-Gebäudes neu erfunden werden musste. Daher konnte Harrison in jener Periode auch nur Händeklatschen zu den Aufnahmen beisteuern.
Dieser an sich ärgerliche kleine Zwischenfall hatte mit dem Folgenden dann auch gar nichts zu tun. John Lennon (nicht Ringo Starr!), immer auf der Suche nach neuen Schwierig- und Möglichkeiten, schlug in der Frühstückspause plötzlich vor: "Lasst uns Bandverschleifungen ausprobieren!" - "Ja", rief Paul McCartney wie von selbst, "ich finde, wir sollten wirklich einmal Bandverschleifungen ausprobieren!" Und schon schrien alle vier: "Wir wollen Bandverschleifungen ausprobieren!" Was blieb George Martin anderes übrig, als ihnen ihren Willen zu lassen!
Vorher stiegen die Beatles aber aufs Dach, um LSD zu nehmen. Gut neun Stunden später holte der Hausmeister die fröhlich kichernden Knaben, denen durch den Drogeneinfluss nun sogar eine Japanerin gewachsen war, wieder ins Parterre zurück. Sofort begannen sie ganz angelegentlich mit der ersten Bandverschleifung. Erst danach fingen alle anderen Bands damit an, und das Verfahren hielt bald auch Einzug in Privathaushalte.
Kaum war die erste so entstandene Aufnahme dem damaligen EMI-Chef Lord Profumo vorgelegt worden, kam er in die Tonkabine gestürmt und polterte: "Gentlemen, was haben Sie denn mit dem Band gemacht? Das ist ja völlig verschleift!" Anderen Quellen zufolge benutzte er die Worte "Das ist ja voller Verschleifung". Angesichts der damaligen Tonband-Preise durfte das nicht verwundern.
George Martin erwirkte dann mit Engelszungen eine Sondererlaubnis für Bandverschleifung, und alle noch folgenden Aufnahmen der Beatles waren bandverschleift. Ob darin eine der Ursachen für das Auseinanderbrechen der berühmten Formation zu sehen ist, wird die künftige Forschung erbringen müssen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen