die taz vor zehn jahren resümiert moshe zuckermanns buch „zweierlei holocaust“ :
In der politischen Kultur Israels ist von den zwei möglichen Lehren nach Auschwitz, der universalistischen („so etwas darf nie wieder passieren“) und der partikularistischen („so etwas darf uns nie wieder passieren“), die zweite Version vorherrschend. Sie dient dazu, die Handlungen des – nach dem eigenen Selbstverständnis – jüdischen David gegen den arabischen Goliath, zum Beispiel die Repressionen der palästinensischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten, zu legitimieren.
Die deutsche politische Kultur wird von dem Wunsch nach Entsorgung der Geschichte umgetrieben. Während auf staatlicher Ebene eine „Materialisierung der Sühne“ betrieben wurde, zeigen (…) die Diskussionen während des zweiten Golfkrieges und die Debatte über die Stasivergangenheit in den letzten Jahren, wie Geschichte entsorgt werden soll.
Erinnert sei an den Essay von Hans Magnus Enzensberger in der deutschen Golfkriegsdebatte 1991, in dem er Saddam Hussein als „Nachfolger Hitlers“ bezeichnet – ein Kapitel ist der Diskussion dieses Artikels gewidmet. Diese Art der Entrüstung über Hussein ermöglicht die Flucht vor einer Selbstreflexion.
Uta Klein in der taz vom 12. 5. 1998