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Archiv-Artikel

die taz vor zehn Jahren über das erste asiatisch-europäische Gipfeltreffen

Als US-Präsident Bill Clinton vor drei Jahren die Regierungschefs der asiatischen Länder zum ersten pazifischen Gipfeltreffen nach Seattle lud, erweckte das nicht nur in Europa den Anschein, als stünde der alte Kontinent fortan am Rande des Weltgeschehens. So dürfte die hochrangige europäische Reisegruppe, die an diesem Wochenende zum weltpolitischen Stelldichein nach Bangkok jettete, schon über die Einladung froh gewesen sein: Allein das Zustandekommen des ersten asiatisch-europäischen Gipfeltreffens war in den Augen von Bundeskanzler Helmut Kohl von allergrößter Bedeutung. Viel mehr wußten er und seine Begleiter aus der EU auch nach Ende der Gipfelshow nicht zu sagen.

Auf konkrete Ergebnisse hatte bei diesem Treffen freilich ohnehin niemand gewartet. Löbliches Ziel der Veranstaltung war es, dem ungeheuren Handelszuwachs zwischen Asien und Europa einen politischen Konsultationsmechanismus zur Seite zu stellen. Ob der Formelkompromiß von Bangkok – ein allgemeines Bekenntnis zur Förderung der Menschenrechte, verknüpft mit dem Versprechen, sich nicht in die inneren Angelegenheiten der anderen einzumischen – schon ausreicht, damit auch in Krisenzeiten der Dialog nicht abbricht, wird sich zeigen müssen.

Viel beunruhigender als der unbefriedigende Menschenrechtskompromiß ist jedoch der geradezu naive Glaube, mit dem Versprechen „asiatisch-europäische Partnerschaft für mehr Wachstum“ ließen sich alle Handels- und Wirtschaftskonflikte zwischen den Kontinenten in Wohlgefallen auflösen.Georg Blume, 4. 3. 1996