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Archiv-Artikel

die taz vor elf jahren zu frauen in der bundeswehr

Seit die Bundeswehr existiert, wird debattiert, ob Frauen stärker einbezogen werden sollen. Diese Diskussionen beginnen nicht zufällig dann, wenn in der Bundeswehr Not an Mann ist – und wenn den Frauen wieder einmal Arbeitsplätze fehlen.

Wer die Bundeswehr bejaht, kann schwerlich gegen die volle Gleichstellung der Frau in der Armee argumentieren: einschließlich des Waffendienstes. Das Militär, das zeigen die Äußerung des Bundeswehrverbands, hat seinen Widerstand bereits aufgegeben. Verteidigungsminister Rühe plädiert für den freiwilligen Dienst ohne Waffe, es sei denn zur Selbstverteidigung. So paßt er sich an und erhält soviel wie möglich vom Alten.

Im Widerstand gegen den weiblichen Wehrdienst mischten sich immer progressive oder regressive Haltungen zu zwei Grundfragen: zum Militär und zur Rolle der Frauen. Diese beiden Pole bildeten zuletzt der Antimilitarismus und ein Frauenbild, in dem die Frau als natürliche Beschützerin des Lebens im Gegensatz zur Männerkampfbundmaschine auftauchte.

Doch diese Geschlechtsklischees sind heute keine verbindlichen Leitbilder mehr. Den Männern fehlt die Lust aufs Heldentum, die Bundeswehr wird eher hingenommen. Belebung durch Frauen täte da gut. Und die Gleichstellung der Frau ist heute bei jeder Pflicht so selbstverständlich wie bei Recht und Gut fraglich. Die Frage lautet somit, welche Rolle Frauen in welchem (Wehr-)Dienst zukünftig spielen.

Guido Westerwelle votiert für einen freiwilligen Dienst von Frauen auch an der Waffe – und eine Berufsarmee. Das liegt im Trend: Die Wehrpflicht ist zukünftig ökonomisch nicht haltbar, militärisch nicht nötig und politisch ausgehöhlt. Die Alternative lautet: eine wie auch immer geartete Berufsarmee kombiniert mit einem freiwilligen sozialen Jahr oder mit einer Gemeinschaftsdienstpflicht. Frauen und Männer werden im ersten Fall mehr, im zweiten weniger gleichgestellt sein. Mechthild Jansen, 9. 7. 1996