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Archiv-Artikel

die taz vor 12 jahren über globalisierung und nationale wirtschaftspolitik

„Was für General Motors gut ist, kann auch für Amerika nicht schlecht sein.“ Mit dieser sehr direkten Empfehlung führte sich in den fünfziger Jahren ein Vorstandsvorsitzender des Autokonzerns in die amerikanische Politik ein. Damals bezog sich die Logik solcher Industriellen auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik ihrer Industrieländer. Die Konzerne forderten, die Innenpolitik ihren wirtschaftlichen Interessen gemäß zu gestalten. Zwingend war dies nicht, solange die Spielräume nationaler Wirtschaftspolitik Alternativen zuließen.

In den neuen Zeiten der globalen Ökonomie bekommt der Zusammenhang zwischen dem Wohlergehen der strukturbeherrschenden Konzerne und der nationalen Ökonomie eine neue Wendung. Staaten wie die Bundesrepublik, die ihr wirtschaftliches Wohlergehen maßgeblich an die Exportwirtschaft koppeln, müssen deren Wohlergehen mehr denn je im Auge behalten. Wird diese Industrie nicht mit Steuergeldern und guten Worten gehätschelt und gepflegt, versinkt die nationale Ökonomie in der Krise. Die Ziele dieser Konzerne werden so zu quasistaatlichen Zielen überhöht, ihre Erreichung vornehmste Aufgabe nationaler Wirtschaftspolitiker.

Hermann-Josef Tenhagen 28. 4. 1994