die taz-empfehlung : Jazz aus Polen
Er hat schon Jazz gespielt, als das in seiner Heimat noch verboten war: Im stalinistischen Polen der 50er Jahre hat Krzysztof Komeda, der diesem Jahr 75 geworden wäre, bereits als Jazzpianist gearbeitet; später wurde Jazz in Polen zum Synonym für Freiheit. Folgerichtig also, dass ein Konzert der NDR-Bigband, das „Jazz from Poland“ präsentiert, jenen Musiker würdigt, der nicht nur das erste polnische Jazzfestival 1956 in Sopot geprägt, sondern auch die Musik zu etlichen Filmen Roman Polanskis komponiert hat.
Zwischen Chopin und Miles Davis‘ Cool Jazz bewegt sich sein Klangspektrum. Experimentierfreudig, aber stets tonal sind die Stücke Komedas, in dessen Bands seit Anbeginn renommierte Musiker wie der Saxophonist Michał Urbaniak und der Trompeter Tomasz Stanko spielten.
Doch das Konzert, das den Abschluss des deutsch-polnischen Jahrs 2005/2006 bildet, verharrt nicht in halb-melancholischer Rückschau: Auch Jan Ptaszyn Wroblewski, einst Saxophponist in Komedas Band, und Vladyslav Sendecki, Pianist der NDR-Bigband, bereichern den Abend durch Kompositionen. Und während der 1936 geborene Wroblewski dem Free Jazz frönt, hat Sendecki 15 Jahre lang Klänge und Stimmen gesammelt. Auf Reisen zu verschiedenen Kontinenten trug er Samples zusammen, die er jetzt zum Dialog verwebt: Punktgenau wird Sendecki der NDR-Bigband Klänge aus Afrika, Asien und Europa einspielen; sie sind integraler Teil der Partitur. Das Ziel: eine nicht-folkloristische Synthese. Der Name des Stücks: „Anima Mundi“. PS
Donnerstag, 25. 5., 20 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio des NDR, Oberstraße 120