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Archiv-Artikel

die taz-empfehlung Buckliger im Strandkorb

Von PS

Nein, das Schlimmste ist nicht der Abschied von Menschen. Auch nicht der von Orten oder Dingen – mögen Verwahrer das auch so empfinden mögen. Am schwersten ist der Abschied von lieb gewonnenen Gewohnheiten. Und das selbst dann, wenn erwiesen ist, dass sie mittelfristig schädlich sind. Dem Abschiednehmen in jedweder Form widmet sich, wie bereits im vorigen Jahr, der von Thomas Matschoss inszenierte „Jahrmarkt des Abschieds“ in der Hafencity. Als Parcours vorbei an Buden und Strandkörben gestaltet sich das Spektakel: Aus einer Geister-Strandbude lugt der Bucklige von Notre-Dame hervor, anderswo drückt einen die Grande Maman an ihr Herz.

Auswanderer beziehungsweise Nomadentum und Sesshaftigkeit werden da ins Visier genommen, Gedichte der nomadischen Tuareg am Lagerfeuer vorgelesen. Auch ein fiktives Einwandererschiff aus, nun, Schwarzafrika legt an.

Als Mixtur aus Performance, Installation und Theater, verteilt auf verschiedene Orte längs der Wasserkante, kommt das Spektakel daher, das immer die Chance der Weiterentwicklung mitdenkt, die in jedem Abschied liegen soll. Nicht ausgespart wird da auch der Abschied vom Leben: Zu einem weit vom Beginn des Parcours entfernten fiktiven Friedhof wird Thomas Matschoss eine Prozession geleiten. Dort erfolgt eine Minute Stille: der – vorübergehende – Abschied von der Sprache. PS

Premiere: heute, 20 Uhr, View Point, Großer Grasbrook, Hafencity. Weitere Vorstellungen: 3.–5., 11.–13. + 15.–19. 8. Karten unter ☎ 41 62 24 28 oder karten@jahrmarktdesabschieds.de