die taz-empfehlung : Dem Sprachrohr zur Ehre
Mit ihren Hymnen für die westdeutsche Hausbesetzerbewegung machten „Ton Steine Scherben“ in den 70er Jahren die deutschsprachige Rockmusik auch dort populär, wo sie es nicht schon war. Bis heute wird die Berliner Band immer wieder von deutschen Musikern als Einfluss genannt. Wer „Scherben“-Sänger Rio Reiser – eigentlich Ralph Möbius – nicht als Sprachrohr irgendeiner Bewegung wahrnahm, was ihn ohnehin zunehmend störte, dem war er als Sänger wirkungsvoller Liebeslieder geläufig. Oder als Schauspieler.
Aus Bewunderung für den Menschen – und nicht zuletzt als Fan des Künstlers Reiser – hat nun die Hamburgerin Alexandra Dammann ein insgesamt sechs Tage dauerndes (und gestern eröffnetes) Festival zu seiner Würdigung organisiert. Mit im Boot hat sie unter anderem Reisers Bruder Gert Möbius und das einstige „Ton Steine Scherben“-Mitglied Nikel Pallat. Beide haben Material aus dem Reiser-Archiv zur Verfügung gestellt, das im Rahmen des Festival ausgestellt wird.
Von heute an werden nun täglich bis zum Sonntag – dem Todestag Reisers – Spielfilme und Konzertmitschnitte gezeigt, Konzerte gegeben, getanzt und vorgelesen; heute Abend macht eine schauspielerische Lesung unveröffentlichter Reiser-Texte den Anfang. Am Sonntag dann wird die Tatort-Folge „Im Herzen Eiszeit“ gezeigt, in der Reiser 1995 an der Seite von Rudolph Moshammer spielte.
Im Anschluss und als Ausklang des Festivals spielt die Gruppe „Flut“ dann Songs von Reiser und „Ton Steine Scherben“ in Kammermusikbesetzung. JHK
täglich, Schulterblatt 73, Programm unter: www.dreiundsiebzig.de