die taz-empfehlung : Schach mit Wasserpfeife
Es geht nicht nur ums Gewinnen. Es geht um intellektuellen Genuss. Um die Ästhetik des Spiels. Und um das Auskosten von Myriaden möglicher Spielzüge auf dem schlichten Brett, auf dem letztlich nur die Rhetorik zählt, der spielerische Dialog.
Als imaginäres Schachspiel zwischen Orient und Okzident hat das vor 14 Jahren gegründete interdisziplinäre und improvisationshungrige Hamburger TonArt-Ensemble seinen „Schachschmeckabend“ angelegt. Eine feine Idee, interkulturelle Fehden auf solch spielerische Art austragen zu lassen. Als historische Schachpartie des „Großen Channes“ für den Orient und des fiktiven Bach-Sohns P.D.Q. Bach für den Okzident ist die Performance gedacht. Als großzügig mit Musik und Nahrung operierendes Stück, dessen Publikum nicht aufs Lauschen und Starren festgelegt ist. Sekundanten und Hofnarren werden vielmehr zwischen Zuschauern, Spielern und Musikern umherwuseln und Schachkekse, Mokka, Most und Wein verteilen.
Und die Konsistenz der Ensembles – eines europäischen und eines orientalischen? Wird stilgerecht sein mit Trommeln, Musette, Flöten und Schellen. Vielleicht kommen ja auch noch Kamel und die Sänfte hinzu. Oder der Rückzug in die kirchlichen Gemächer bei Schnupftabak und Wasserpfeife. Und während man dann dort weihrauchumnebelt lagert, wird man sie vielleicht erleben können, die Symbiose europäischer und orientalischer Musik. Womöglich auch den unentschiedenen Ausgang der Schachpartie. Als politische Vision, gewissermaßen. PS
heute, 19.30 Uhr, Apostelkirche, Eimsbüttel