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die stimme der kritikListige Lösung in Aachen: Das neue Geld bekommt erstmals einen Geldpreis

Der Euro als Versöhnung von Monarchismus und Kapitalismus im Geist von Binnenmarkt und Karl dem Großen

Geld? Darüber wissen wir doch wirklich alles. Dass es weder glücklich macht noch stinkt, auch wenn man es wie Heu hat. Dass es als Mammon zwar schnöde sein mag, man aber dennoch den Teufel damit tanzen lassen kann. Als Money macht es die Welt rundgängig. Beim Tommy reimt es sich auf süßen Honey, im Deutschen pragmatisch auf die große Welt, die es sowieso regiert.

Zeit ist Geld. Kaum dass unsere Mark verkohlt worden ist in extragroßen Müllverbrennungsanlagen (wo die Freundschaft zum Gelde erst richtig anfängt), lernen wir ganz neue Eigenschaften unseres neuen Geldes kennen. Der Euro leistet „einen hervorragenden Beitrag im Dienste der Humanität“, er ist „nicht allein Werteinheit, sondern vielmehr Wertmaßstab“ und „ein Stück gemeinsamer Kultur“. Und von wegen „Geld bringt mehr Leute um als eine Keule“, wie der russische Volksmund weiß – der Euro entwickelt „friedensstiftende Wirkung“.

In Aachen bekommt der Euro im Mai den Karlspreis, und heute schon gratulieren wir dem Direktorium zu seiner innovativen Entscheidung. Dabei ist es durchaus strittig zugegangen im hochgeheimen Wahlzirkel. Manche fanden „die Ehrung einer Währung langweilig“, die Mehrheit indes „sehr charmant“, denn listig könne man mit dem Geld „dem Personenkult entkommen“. Politiker waren „ja nicht mehr zu toppen“, sagt einer, seit Bill Clinton im Jahr 2000 Charly’s Price of Aken abgegriffen hatte. Dann lieber die Unperson Euro: Betrachtet aus der „historischen Dimension der Herausforderung“, ist er sogar geeignet, Monarchie und Kapitalismus zu versöhnen, weil er „den gemeinsamen Markt krönen kann“.

Danke, Aachen: Die Lieblingspfalz von Sachsenschlächter Kaiser Karl, der Europa einst mit dem Schwert einte, lenkt unser Bewusstsein jetzt noch stärker auf Zaster, Kohle und Penunsen. Wo auch das Geld selbst jetzt seinen Geldpreis hat, erhoffen wir neue Erkenntnisse der Weltendenker („Geist denkt, Geld lenkt“) und lebensklugen Völker mit ihren trefflichen Sprichwörtern. Her mit Euro-zentristischen Wahrheiten wie Euro makes the world go teuro … oder so. Nur besser. Feiner. So wie die Aachener Juroren: Der Euro ermögliche, „Europa wortwörtlich als bare Münze in der Tasche mit sich zu tragen“.

Das ist schön. Übrigens kriegt auch das gepriesene Geld ordentlich was zu schleppen. Denn als Preisgeld, bislang 5.000 Mark, gibt es jetzt 5.000 Euro. Somit sorgt der ausgebuffte Euro erst für Spezialinflation und profitiert dann selbst üppig davon. Das ist endgültig karlspreiswürdig. BERND MÜLLENDER

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