piwik no script img

die stimme der kritikKopfwäsche

Trialog über ein Staatsoberhaupt

„Hätte er doch zugeben können, dass er färbt. Machen doch andere auch. Denk mal an Reagan, der war schon 80 und sah immer noch aus wie frisch aus Hollywood. Tito schmierte sich Henna in die Haare. Und Chinesen bürsten sie sich mit schwarzer Farbe. Versteh gar nicht, warum der sich so hat.“

„Aber wenn er doch wirklich nicht färbt.“

„So ein Anwalt kann alles erzählen. Man kann doch immer mal eine zarte Haartönung reingeben, so rauswaschbar …“

„Quatsch. Ich hab doch seine feinen grauen Haare gesehen. Ihr habt ihn doch nie aus der Nähe erlebt. Ihr habt ihn nie von nah gesehen!“

„Ach, muss man das denn, Schätzchen?“

„Also meine Tante tönt immer so, dass noch ein paar graue Strähnchen sichtbar bleiben. Wirkt echt natürlich. Ist aber eine ziemliche Pfriemelei.“

„Also der Waltz hat doch bescheinigt, dass der nicht färbt. Ein Friseur wie Waltz riskiert doch nicht seinen Ruf.“

„Schließlich färbt der Waltz auch die Angela Merkel.“

„Na, die hat ihre Haarfarbe ja in letzter Zeit ein bisschen geändert, mehr so blond, und das Haar hängt nicht mehr so runter.“

„Ab 40 Jahren nur noch Honigtöne ins Haar. “

„Da sieht man mal wieder, dass Frauen und Männer in der Politik unterschiedlich …“

„Tjaha! Die Merkel darf eben färben, die Männer aber nicht. Von wegen Frauenbenachteiligung.“

„Komm, komm, wie sich alle lustig gemacht haben über die Merkel, mit ihren dünnen Haaren und ihren Hamsterbacken.“

„Dabei hat der doch auch Hamsterbacken.“

„Ist mir noch gar nicht aufgefallen.“

„Eben.“

„Und wenn ich mir den Joschka Fischer so angucke …“

„Stimmt, da bin ich auch erschrocken. Der hat inzwischen ein Gesicht wie eine alte Frau.“

„Ha! Wie meinste denn das nun wieder?“

„Wenigstens ist der Fischer echt.“

„Aber sehen darf man davon nix.“

(Gespräch dreier JournalistInnen anlässlich der gestrigen Verhandlung im Hamburger Landgericht)

BARBARA DRIBBUSCH

meldung SEITE 20

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen