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Archiv-Artikel

die lage am lago FCK? Eintracht!

Wenn er einem durchtrainierten Verbrecher hinterherjagen müsste, er zöge wohl den Kürzeren. Ein dicker Bauch hängt über dem Gürtel des jungen Mannes, der an einem Absperrgitter vor der Public-Viewing-Arena auf der Piazza Grande von Locarno aufpassen muss, dass nichts passiert. Ein Security-Mann. Wir beobachten, wie er einem im typischen Rentnerbeige gekleideten Touristen ohne Worte zu erklären versucht, dass er zum Haupteingang der Arena gehen muss, wenn er auf den Platz will. Die Kommunikation will nicht recht klappen. Der Urlauber versucht verzweifelt, seine Italienischkenntnisse an den Aufpasser zu bringen. Der jedoch versteht ihn nicht. Tut er nur so, als könne er dem Mann nicht folgen?

AUS TENERO ANDREAS RÜTTENAUER

Nichts zu machen. Der Urlauber schaut traurig drein. Ich glaube, sagt er nun auf Deutsch zu seiner Frau, ich muss Kursstufe vier wohl auch noch machen. Das hat der Wachmann jetzt verstanden. Ich kann doch selber kein Italienisch, sagt er – auch auf Deutsch. Es folgt ein kurzer Smalltalk unter Männern. Der eine sagt: Kaiserslautern. Der andere nickt und sagt: Aha, FCK. Und sie, fragt dann der eine wieder. Frankfurt. Die Antwort: Eintracht. Jetzt folgt Schweigen. Bis der Wachmann sagt, es gebe nur einen Eingang und der sei auf der anderen Seite.

Wir bleiben noch eine Weile an der Absperrung stehen und bekommen noch ein paar Mal vorgeführt, wie es so ist, wenn Kommunikation nicht klappt. Einheimische bedrängen den Aufpasser. Der fuchtelt mit den Armen, versucht freundlich zu bleiben und kann sich doch nicht mitteilen. Ich bin hier doch bloß einfacher Söldner, erklärt er uns, als wir ihn fragen, was er als deutscher Wachmann in der welschen Schweiz verloren habe. Wir erinnern uns an Meldungen, in denen es hieß, dass während der EM 500 private Security-Fachleute aus Deutschland eingesetzt werden. Und in der Tat ist er ein Fachmann. Obwohl wir uns recht nett mit ihm unterhalten haben, müssen auch wir den weiten Weg zum Eingang nehmen. Wir sind sicher: Ein Schweizer hätte uns durchgelassen.

Endlich sind wir vor dem Riesenbildschirm. Ein paar Stunden vor dem Anpfiff unseres Viertelfinals wird ein Freundschaftsspiel im Blindenfußball gezeigt. Wir sind ratlos. Was wollen uns die Schweizer damit sagen?