die künstlerin im o-ton : „Ich weiß auch nicht, warum das so gut läuft“
taz: Frau Loy, Sie malen fast ausschließlich Frauen. Warum?
Rosa Loy: Männer kenne ich nicht so gut, außerdem kann ich kann ich mich ja nicht mit allem beschäftigen. Bei Frauen finde ich spannend, dass sich bei ihnen so viel verändert: In der DDR bin ich mit dem Bild aufgewachsen, alle haben die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten – fertig. Aber in den vergangenen Jahren ist in die gesellschaftliche und familiäre Rolle der Frauen sehr viel Bewegung gekommen.
Ihre Protagonistinnen haben alle ähnliche Gesichter, die wiederum stark an Ihr Eigenes erinnern. Hat das Methode?
Nein, das ist halt der mitteleuropäische Frauentypus.
Hier sind aber nicht alle langhaarig und langnasig.
Doch, die meisten schon.
Kommen wir zu einem Etikett, das Ihnen angehängt wird: „Neue Leipziger Schule“ – gefällt Ihnen das?
Eigentlich bin ich dafür zehn Jahre zu alt, die anderen „Leipziger“ sind Anfang/Mitte 30. Aber man kann sich halt nicht dagegen wehren, in solche Schubladen gesteckt zu werden.
Für Ihr Marketing ist dies Label doch sehr nützlich, oder?
Das sieht meine Galerie anders. Die verkaufen mich lieber als international erfolgreiche Einzelkünstlerin.
Parallel zur Oldenburger Ausstellung sind Ihre Arbeiten derzeit auch in der Berliner Galerie Wilma Tolksdorf zu sehen. Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Bilder verteilt?
In Oldenburg hängen Werken aus den vergangenen zehn Jahren, außerdem aktuelle Vorstudien. Deren Ausführungen wiederum sind in Berlin zu sehen.
Anders gesagt: in Oldenburg Leihgaben aus privater Hand, in Berlin noch nicht Verkauftes?
Die Sachen aus der Galerie sind wahrscheinlich auch schon zum größten Teil weg, die vorhergehende Ausstellung war innerhalb einer Woche ausverkauft.
Das nennt man Erfolg!
Ich weiß auch nicht, warum das seit ein paar Jahren so gut läuft – ich habe meinen Stil nicht geändert. Alle kaufen wieder Malerei, das ist schon verrückt.
Aber schön für Sie.
Klar, aber auch ungewohnt. Mit Misserfolg haben wir alle gelernt zu leben – jetzt muss ich jedes Quartal eine Steuerabrechnung machen.
Was meinen Sie: Hätten Sie in einer weiter existierenden DDR auch Erfolg gehabt?
Das weiß ich nicht. Während des Studiums in Leipzig wurden wir von offizieller Seite ziemlich in Ruhe gelassen, nur zum 1. Mai mussten alle zur Demo antreten. Dafür haben wir dann völlig überdimensionierte Honecker-Bilder gemalt oder Raketen gebaut, die so groß waren, dass man sie nicht durch die Schultür nach draußen bringen konnte.
Fragen: Henning Bleyl
„Almanach“: Bis 5. November (unterstützt von der Bremer Landesbank) im Oldenburger Kunstverein. Eröffnung: Sonntag um 11.15 Uhr