die berliner spinnen: Eine Nieren-Spende im April
Was für ein Wochenende! Das seit Kriegsende verschollen geglaubte Bernsteinzimmer wurde gefunden. Bei Grabungen am neogotischen Südgiebel eines ehemaligen Inspektorenhauses auf dem heutigen Künstlerhof in Buch. Doch das war nicht die einzige Sensation: Der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Landowsky schämt sich – wenn auch reichlich spät – dermaßen für seine „Ratten-Rede“ im Abgeordnetenhaus, dass er tief in die Tasche greift: Aus seiner Abfindung als Sprecher der Berlin Hyp will er eine Million Mark locker machen, um den Ratten in der Stadt den Garaus zu machen.
Kommentar BARBARA BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA
Und Finanzsenator Peter Kurth (CDU) will zur Auffüllung der leeren Kassen Namen von U- und S-Bahn-Stationen meistbietend verscherbeln. Auch Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) saß am Wochenende nicht untätig in der Sonne. Er machte sich Gedanken zur Diskussion um die Namensnennung für die drei Bezirke Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee. Statt Nummern oder endlos langer Begriffe schlug er aus Hochachtung vor den unbeugsamen Galliern den Namen „Kleinbonum“ vor.
Ja spinnen die denn, die Berliner? Aber hallo! Denn gestern war der 1. April und deshalb die eine oder andere Meldung von vornherein für den Papierkorb bestimmt. Deprimierend ist nur das Unvermögen von Politikern und dubiosen Agenturen, etwas wirklich Unglaubliches glaubhaft zu machen, wenigstens für einen Tag. „Klaus Landowsky spendet Niere“ oder so.
Aber das liegt vielleicht daran, dass an den restlichen 364 Tagen im Jahr alle naselang in dieser Stadt Dinge geschehen, die man liebend gerne als Aprilscherz auffassen würde.
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