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■ die anderen„Nürnberger Nachrichten“, „Münchner Merkur“ zu Schröders Brief an die SPD / „Handelsblatt“ zum Anstieg des Euro-Kurses

Die „Nürnberger Nachrichten“ kommentieren Schröders Brief an die SPD-Basis: „Zu dem, was wir gemacht haben, gibt es keine Alternative“, schreibt Schröder. Von diesem Satz ist derzeit allein der Schluß zutreffend. Gemacht haben die Reformer um den Kanzler bisher nur Ankündigungen. Und es herrscht bei vielen Sozialdemokraten nicht eben Begeisterung über die Pläne der Sparkommissare. Gerade die mittlere Funktionärsebene tut sich schwer mit dem Umdenkprozeß – schließlich will Schröder die SPD vom Verein der Besitzstandswahrer zur Reformkraft wandeln. Der SPD steht mit diesem Streit ein entscheidender Sommer bevor.

Der „Münchener Merkur“ meint dazu: 800.000 Briefe hat der Kanzler verschickt und jeden Genossen persönlich gebeten, die Sparpolitik der Bundesregierung nach innen und außen offensiv zu vertreten. Fast beschwörend erklärt Schröder jedem Sozialdemokraten, daß es zur Zukunftssicherung und Reduzierung der Staatsverschuldung keine Alternative gebe. Eichel, Müller und Hombach – obwohl der als besondere Reizfigur von des Kanzlers Seite weggelobt werden mußte – sind Schröders Architekten für eine Politik, die ihn in die Lage versetzen soll, sein Versprechen zu halten: viele neue Arbeitsplätze. Doch Gewerkschafter und die zwar kopflose, aber noch starke Linke in der Partei ziehen nicht mit. Deshalb der Brief. Deshalb die Bitte: Versteht mich doch und macht Werbung für mich.

Das „Handelsblatt“ hält den Anstieg des Euro-Kurses für das Signal einer Trendwende: Just zu einem Zeitpunkt, da fast alle Experten schon eine Kursparität des Dollars zum Euro erwarteten, hat sich die europäische Währung überraschend kräftig erholt. Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann ein Euro noch genau einen Dollar wert sein würde. Die Hoffnungen auf eine Erholung der deutschen Konjunktur – bei gleichzeitiger Abschwächung der amerikanischen – wurden immer wieder von den Konjunkturdaten enttäuscht. Die Bundesregierung dürfte mit ihrem Sparpaket und den wirtschaftsfreundlicheren Ankündigungen stimmungsmäßig den Boden für die Euro-Erholung bereitet haben. Dazu kommt, daß sich der Abstand zwischen den Kapitalmarktzinsen in den USA und in Euro-Land in den vergangenen Wochen deutlich verringert hat. Zieht man die Inflationsraten ab, so bieten deutsche Staatspapiere inzwischen einen höheren Realzins als US-Papiere. Auch wenn die Stimmung in den vergangenen Monaten oft sehr negativ war: Der Euro ist keine Weichwährung.

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