die anderen :
Anlässlich des Papstbesuches würdigt die israelische Tageszeitung Jerusalem Post am Dienstag die Veränderung der Haltung des Vatikans gegenüber den Juden und Israel: So wie es einen emotionalen und theologischen Unterschied zwischen der Ausrottung des Antisemitismus und der Begründung freundschaftlicher Beziehungen gibt, so ist es auch ein Unterschied, ob man nur das Existenzrecht Israels anerkennt oder sich zum Mitstreiter macht, wenn es darum geht, dieses Recht für immer zu sichern. Zwar spricht der Vatikan nicht mehr davon, Jerusalem zu einer internationalen Stadt zu machen, doch hat er Jerusalem auch nicht als Israels ewige Hauptstadt anerkannt.
Auch für die israelische Tageszeitung Maariv ist der Papstbesuch das Kommentarthema: Der Besuch des Papstes in Israel ist viel mehr als nur „historisch“. Zum ersten Mal kommt der Heilige Stuhl, der Nachfolger Jesu, zu einer echten Spurensuche auf dem Weg der wundersamen Taten des christlichen Messias. Johannes Paul II. lässt keine Stätte aus, von Kapernaum bis zur Grabeskirche, von der Verkündigungskirche bis zum Abendmahlssaal. Der Papstbesuch hat eine tief interreligiöse Bedeutung. Der Besuch von Johannes Paul II. zu Beginn des 3. Jahrtausends symbolisiert den Versuch einer Versöhnung zwischen dem Christentum, dem Judentum und sogar dem Islam. Auch der Staat hat einen echten Grund zur Überschwänglichkeit. Seit dem Besuch des ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat hat es hier kein internationales Ereignis dieser Größenordnung gegeben.
Die Zeitung La Repubblica aus Rom kommentiert Merkels Nominierung für den CDU-Parteivorsitz: Es ist ein kultureller Schock für die politische Welt, ein wahres Erdbeben für die CDU: Nach einem Vierteljahrhundert unter der Führung von Kohl und nach der kurzen Schäuble-Ära hat sich der CDU-Vorstand dem Wunsch der Basis gebeugt, die ein neues Gesicht nach den Skandalen der vergangenen Monate wollte. Merkel wird so die erste Frau und die erste in der DDR geborene und aufgewachsene Deutsche an der Spitze einer der großen Parteien.
Auch die konservative österreichische Tageszeitung Die Presse kommentiert Merkels Nominierung: Es ist fürwahr eine Zäsur: Die CDU, gleichsam Synonym für Adenauer, Erhard und Kohl (ehe sie zum Synonym für Spendenskandale wurde), die Partei der politischen Patriarchen, gibt sich als neue Vorsitzende eine Frau! Eine aus dem Osten noch dazu; Pastorentochter und ideologisch, na, wer weiß?; Sympathieträgerin vom Auftritt her auch nicht gerade – die Männerwelt der CDU hat einiges zu beißen. Angela Merkel auch.
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