die anderen :
Die französische Tageszeitung Libération meint zum Parteitag der CDU: Ein Star ist geboren. Für einen Neuanfang hat sich die CDU einen neuen Stern gesucht. Mit einem nahezu sowjetischen Ergebnis von 96 Prozent hat sie Angela Merkel an ihre Spitze gesetzt. Die große christdemokratische Partei hat sich wieder gefangen. Dabei hatten viele ihr vor einigen Monaten vorhergesagt, sie werde sicherlich den Weg der italienischen Christdemokraten, der Rechten in Frankreich, der österreichischen Konservativen oder der britischen Tories gehen.
Auch der österreichische Standard kommentiert die CDU: Die CDU muss inhaltlich an Profil gewinnen und sich Gedanken machen, wie sie dem Vordringen der SPD in traditionelle CDU-Wählersegmente in der neuen Mitte Paroli bieten kann. Dies hat der SPD dank Gerhard Schröder 1998 den Wahlsieg gebracht. Den Kampf um die politische Mitte hat die CDU angekündigt, aber noch nicht aufgenommen. Die Zeiten, in denen sich die Partei darauf beschränken konnte, ein Kanzlerwahlverein zu sein, sind vorbei. Es braucht mehr als persönliche Ausstrahlung und Charme einer Vorsitzenden, damit die CDU wieder zu einer Opposition wird, die eine Herausforderung für die Regierung ist und eine Alternative für die Wähler.
Zum Prozess des Geschichtsautors David Irving wegen der Leugnung des Holocaust meint die britische Zeitung The Times: Die Geschichte hatte einen großen Tag im Gerichtssaal und errang einen klaren Sieg gegen Irvings ideologisch motivierten Missbrauch einer intellektuellen Disziplin, die er meisterlich beherrscht. Das Verfahren ist auch ein Sieg der freien Rede und der Wahrheit – eine Lektion, über die man in Deutschland, wo das Leugnen des Holocaust ein Verbrechen ist, nachdenken sollte. Ein britisches Gericht hat für ein sehr viel feineres und wirksameres Kreuzverhör der Holocaust-Leugnung gesorgt, als dies ein Verbot je hätte bewirken können. Für Irving ist dieses Urteil „pervers“. Dieses Attribut passt sehr viel besser auf seine eigenen unentschuldbaren Perversionen der schrecklichsten Wahrheit des 20. Jahrhunderts.
Die russische Zeitung Nowye Iswestija sieht die Chancen für einen Frieden in Tschetschenien in weiter Ferne: Ungeachtet der massiven militärischen Operation in Tschetschenien, ungeachtet der Ströme vergossenen Blutes und der völligen Zerstörungen konnten die föderalen Truppen keine Befriedung des rebellischen Territoriums erreichen. Die tschetschenische Nuss ist nicht zu knacken, und die Perspektive eines langjährigen zermürbenden Partisanenkrieges hat sich aus einer Theorie in Realität verwandelt. Was soll werden?
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