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die anderen

Zur Häufung der BSE-Fälle in Frankreich schreibt der konservative britische Daily Telegraph: Obwohl die Verbindung zwischen dem Rinderwahnsinn und der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung beim Menschen noch nicht bewiesen ist, kann man der französischen Regierung im Umgang mit der Rinderseuche schon jetzt Nachlässigkeit vorwerfen. Sie sollte jetzt dem Beispiel Großbritanniens folgen und Tiere von einer gewissen Altersgrenze ab nicht mehr zur Schlachtung für den Konsum zulassen. Angesichts der jetzt in Frankreich aufgetretenen Bedenken wegen BSE ist es höchst ironisch, dass das französische Einfuhrverbot für britisches Rindfleisch immer noch aufrechterhalten wird. Auf dieser Seite des Kanals sind die Sicherheitsbestimmungen für Rindfleisch so streng wie nirgends anders auf der Welt.

Die französische Wirtschaftszeitung La Tribune kommentiert ebenfalls die Rinderseuche BSE: Die Franzosen glaubten sich geschützt und haben entdeckt, dass sie es nicht sind. Das Vertrauen ist verloren gegangen, und deshalb werden sie empfänglich für Behauptungen, die sie bisher nicht beachtet haben. Sei es die illegale Verwendung von Tiermehl, sei es der betrügerische Import britischen Rindfleischs unter falschen Etiketten oder die vermeintlichen Gefahren durch den Knochen der Rinderrippen. Es geht jetzt nicht mehr um die wissenschaftliche Untersuchung des Phänomens, sondern um Verhinderung einer Panik. Was gelten da technische oder finanzielle Einwände? Wie will die Regierung ohne dieses Vertrauen überleben, wenn sie sich eher um das Schicksal der Tiermehlproduzenten sorgt?

Zum Stil der politischen Auseinandersetzung in Deutschland meint die niederländische Volkskrant: Deutschland sieht sich derzeit gern als eine moderne Gesellschaft, in der die junge Internetgeneration den Ton angibt. In der politischen Auseinandersetzung hat sich aber nichts geändert gegenüber früher. (...) Die „Schnauze“ gehört nun einmal zur politischen Kultur in Deutschland. Im Bundestag machen die Akteure einander redegewandt und mit persönlicher Zielsetzung fertig. (...) Mitunter lassen deutsche Politiker in unglaublicher Weise jede Ernsthaftigkeit vermissen. So gilt es als vollkommen normal, dass dieselben CDU-Politiker, die noch vor zwei Jahren für Ökosteuern waren, nun plötzlich bei Tankstellen dagegen protestieren. Jetzt kann man nämlich der Regierung damit Schwierigkeiten machen, und dieses Ziel rechtfertigt aber auch jeden Gedankensalto.

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