die anderen:
Das Luxemburger Wort kommentiert den anstehenden Wiedereinzug jugoslawischer Truppen in die Pufferzone um das Kosovo: Noch am Mittwoch hatte Nato-Generalsekretär Robertson erklärt, eine Rückkehr jugoslawischer Soldaten käme vorerst nicht in Frage. Er musste rasch umschwenken, konnte aber sein Gesicht durch einen einfachen Trick wahren: Die Pufferzone wurde einfach verkleinert und dürfte ganz aufgehoben werden, wenn sich der Einsatz bewährt. Jugoslawiens Präsident Koštunica wird die Gelegenheit schnell beim Schopfe fassen, um Profil und einen neuen, unverhofften Bündnispartner zu gewinnen. Ursprünglich war die Pufferzone eingerichtet worden, um die KFOR-Einheiten vor der Armee Milošević’ zu schützen. Jetzt soll die jugoslawische Armee die serbischen Sicherheitskräfte, die serbische Minderheit – und die KFOR schützen.
Zum selben Thema meint El País aus Madrid: Die Entscheidung des westlichen Bündnisses birgt viele Risiken. Die Eskalation der Waffengewalt durch albanische Extremisten in der fünf Kilometer breiten entmilitarisierten Zone, die das Kosovo vom Süden Serbiens trennt, hat sich nun bis an die Grenzen Makedoniens ausgeweitet. Die Rückkehr serbischer Truppen bis an den Rand der Krisenprovinz wird für Unmut in einer Region sorgen, in der die Erinnerung an den Völkermord noch wach ist, der von Milošević begangen wurde, bevor die Nato den Rückzug seiner Truppen erzwang – selbst wenn dies in kontrollierter Form und ohne schwere Waffen geschieht.
Auch die Salzburger Nachrichten kritisieren den Kurswechsel der westlichen Balkan-Politik: Zu spät und zu lasch reagiert: Das ist schon immer der Grundfehler der westlichen Balkan-Politik gewesen. Seit Wochen zündeln albanische Extremisten im Süden Serbiens; seit Tagen treibt ihre „Befreiungsarmee“ auch an der Grenze zu Makedonien ihr Unwesen. KFOR, die internationale Nato-Friedenstruppe für das Kosovo, hat dieser gefährlichen Entwicklung bisher eher tatenlos zugeschaut. Zuerst hat die KFOR die ihr aufgetragene Pflicht nicht erfüllt, die Grenzen des Kosovos zu sichern. Dann hat sie es versäumt, den Brandstiftern jenseits der Grenze das terroristische Handwerk zu legen. Jetzt zieht die KFOR die Notbremse, indem sie einen Teil der Pufferzone zwischen dem Kosovo und Makedonien wieder für serbische Truppen öffnet. Dies soll dem Kampf gegen die albanischen Extremisten dienen, ist aber nach allem, was geschehen ist, ein riskantes Unternehmen: Es könnte die albanische Bevölkerung auf die Seite der Gewalttäter treiben.
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