die anderen:
Die Moskauer Tageszeitung Kommersant vergleicht die argentinische Krise mit der russischen von 1998: Auf den ersten Blick wiederholt Adolfo Rodríguez Saá genau das, was in Russland im August 1998 Ministerpräsident Sergej Kirijenko getan hatte. Doch das stimmt nicht ganz. Zwar gibt es auch in Argentinien einen Staatsbankrott, eine Krise der Wirtschaft und Währung. Doch die Erklärung des Staatsbankrotts war das Letzte, was Kirijenko als Ministerpräsident tun konnte. Für den neuen argentinischen Präsidenten ist es der erste Schritt – ein bedeutsamer Unterschied. Kirijenkos Nachfolger in Russland, Jewgeni Primakow, hatte bessere Chancen als der argentinische Staatschef. Primakow konnte sich von den wütenden Gläubigern distanzieren – schließlich hatte nicht er den Default erklärt. Saá hat einen solchen Schutz nicht.
Die Turiner Tageszeitung La Stampa schreibt über den vereitelten Anschlag auf den Flug Paris–Miami: Wir hatten wieder begonnen, normal zu leben, oder zumindest hatten wir das versucht. Der Albtraum des Terrors hatte sich langsam aufgelöst, obwohl es nie an Warnungen gefehlt hat.
[. . .] Das glücklicherweise im letzten Augenblick vereitelte Attentat auf den Flug Paris–Miami stürzt uns mitten in den Albtraum zurück, es nagelt uns in unserem persönlichen und kollektiven Ground Zero fest. Es erinnert uns, dass der Krieg – der eigenartigste und hässlichste aller Kriege – nicht vorbei ist und auch nicht die Absicht hat aufzuhören.
Die Ostsee-Zeitung kommentiert Scharping: Peinliche Pool-Fotos, ausgeplauderte Marschpläne der Bundeswehr in Mazedonien oder ein leichtfertiges Orakeln über einen bevorstehenden Nato-Einsatz in Somalia. Ist das Naivität oder politische Dummheit oder sogar beides? [. . .] Schröder hält noch die Hand über den Unglücksraben. Doch längst werden Nachfolger für Scharping gehandelt.
Die Nordsee-Zeitung meint zum Kanzlerkandidaten der CDU/CSU: Angela Merkel sollte sich das nicht antun. Da klar ist, dass Edmund Stoiber die Kanzlerkandidatur der Union anstrebt, kann die CDU-Vorsitzende nur noch verlieren. Selbst wenn sie aufs Schild gehoben werden würde, könnte sie im Wahlkampf anders als der bayerische Ministerpräsident nicht mit der geschlossenen Unterstützung der Christdemokraten und Christsozialen rechnen. Dies wäre aber die unabdingbare Voraussetzung für einen Erfolg versprechenden Angriff auf den Amtsinhaber, Bundeskanzler Gerhard Schröder.
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