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Archiv-Artikel

die anderen zum geiseldrama in russland

Die Times aus London kommentiert: Die Krise in Tschetschenien hat zur Verunsicherung der ganzen Region geführt. Moskaus Unfähigkeit, das Problem einzudämmen, ist angesichts des Chaos der Nach-Sowjet-Ära nicht verwunderlich. Hier werden große Schwächen in der politischen und militärischen Kultur Russlands deutlich. Präsident Putin hat sich bisher durch starke Worte und drakonische Taten ausgezeichnet, aber es ist ihm nicht gelungen, die Extremisten zu isolieren. Sein Ruf beruhte anfangs darauf, dass er in der Tschetschenien-Krise hart blieb. Es könnte sein, dass er jetzt ein Nachgeben als Schwäche und den Beginn seines eigenen Niedergangs interpretieren würde.

Die polnische Zeitung Rzeczpospolita meint dazu: Keinerlei Terrorismus lässt sich rechtfertigen. Im Fall von Tschetschenien haben wir es jedoch mit einer Ausnahmesituation zu tun, mit Menschen, für die nicht nur die Freiheit, sondern auch die Existenz durch russische Besatzer bedroht ist. Die Russen rotten die Tschetschenen vor den Augen des gleichgültigen Westens aus, manchmal sogar mit dessen Billigung. Den Beweis dafür lieferten die Führer Deutschlands und Frankreichs, die sich zwei Tage nach der Wahlfarce in Tschetschenien mit Präsident Putin in Sotschi trafen. Die Ausrottung der Tschetschenen ist für sie offenbar eine innerrussische Angelegenheit.