die anderen zum 20. juli 1944 :
Zur Rolle des deutschen Adels beim misslungenen Attentat auf Adolf Hitler meint die tschechische Tageszeitung Mladá fronta Dnes: Den 60. Jahrestag des Anschlags prägen zwei Standpunkte. Der erste: Ohne den Adel hätte es dieses Attentat nicht gegeben. Der zweite: Ohne den Adel wäre Hitler nicht an die Macht gelangt. Weite Teile des Adels versprachen sich von einer Unterstützung der Faschisten eine lukrative Karriere und eine Mehrung ihres Besitzes. Das Attentat war ein Protest Einzelner von ihnen, motiviert von Standesbewusstsein und einer Verantwortung für das eigene Land. Repräsentative Vertreter ihres Standes aber waren die Putschisten des 20. Juli 1944 nicht.
Die Leipziger Volkszeitung schreibt zum selben Thema: Das enorme Interesse der Deutschen an diesem blutigen Geschichtskapitel kommt nicht überraschend. Frei von eigenen Schuldgefühlen über das militärische Mitwirken auf den Schlachtfeldern Europas will die Generation der Enkel und Urenkel mehr über die Männer wissen, die den Putsch wagten. In einer zerrissenen Welt, in der Einzüge in virtuelle Reality-Camps schon als Heldentaten gelten, ist die Kaprizierung auf historische Figuren für viele legitim, um dem schleichenden Werteverfall zu trotzen. Die Attentäter, die alles für ein politisches Ziel opferten, gelten als Vorbilder in einer schnelllebigen Zeit.