piwik no script img

Archiv-Artikel

die anderen über usa und irak

Die Süddeutsche Zeitung kommentiert den Machtkampf in der US-Regierung: Rumsfeld soll Verantwortung abgeben, ignoriert aber die Weisung. Bush wird eingreifen und entweder für den Verteidigungsminister oder Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice Partei ergreifen müssen. Vizeminister Wolfowitz geht in Deckung und sucht Frieden mit mächtigen Gruppen im Verteidigungsministerium, die er bisher zu demütigen vorzog. Wenn Rumsfeld vom Verteidigungsministertreffen der Nato zurückkehrt, wird es zum Showdown kommen. Der Minister selbst will es so. Er stellt die Machtfrage, und der Präsident wird sie beantworten müssen.

Zu den jüngsten Terroranschlägen meint der Tages-Anzeiger aus Zürich: George W. Bush, in der Bevölkerung und im Kongress zunehmend unter Druck, hat die Bildung einer „Iraq Stabilization Group“ angeordnet. Sie untersteht nicht Verteidigungsminister Rumsfeld, sondern Sicherheitsberaterin Rice – ein Umstand, der den selbstherrlichen Pentagon-Chef mächtig ärgert. Erst aber wird das neue Gremium beweisen müssen, dass es mehr ist als ein cleverer PR-Schachzug. Um Erfolg zu haben, muss die Gruppe Fähigkeiten entwickeln, die den Planern des Pentagons abgehen: die Bereitschaft, Pannen einzugestehen, den Willen, aus Fehlern zu lernen.

La Repubblica aus Rom schreibt zu den Chancen für einen echten Frieden: Die Erfahrung von sechs Monaten reicht nicht für eine Prognose – zumal der offizielle Krieg zwar im April beendet wurde, der Frieden aber aufgrund der fehlenden Kapitutlation des Irak unvollendet geblieben ist. Oft werden Vergleiche mit dem besiegten und besetzten Deutschland oder mit Japan nach dem Zweiten Weltkrieg angestellt. Aber Hitler starb in seinem Bunker, und Kaiser Hirohito verzichtete auf seinen göttlichen Status und gab auf. Saddam hingegen ist verschwunden, und die irakischen Streitkräfte, die von ihm abhingen, sind nicht völlig vernichtet worden.

De Volkskrant aus Den Haag schreibt zur Verfassungsdiskussion: Die USA geraten in Konflikt mit dem Wunsch gemäßigter irakischer Gruppierungen nach einer Verfassung, die dem delikaten Gleichgewicht im Irak entspricht. Das bedeutet eine Balance zwischen Föderation und Zentralismus. Von den größten Minderheitsgruppen will jede am liebsten einen eigenen Staat, doch können sie auch in einer Föderation leben. Die Sunniten wollen am liebsten einen zentralistischen Irak. Die USA balancieren zwischen dem eigenen Sicherheitsinteresse und einer guten Zusammenarbeit mit der Übergangsregierung. Was dabei herauskommt, lässt sich nicht voraussagen.