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Archiv-Artikel

die anderen über gewalt gegen einen italiener in berlin und die spd unter dem biederen kurt beck

Die römische Zeitung La Repubblica kommentiert den gewaltsamen Übergriff auf einen Italiener in Berlin: Brutale fremdenfeindliche, neonazistische Aggression gegen einen Italiener in Berlin, und das weniger als einen Monat vor Beginn der Fußball-WM. Leider kann so etwas passieren. Selbst im wunderschönen und so zivilisierten Berlin. Und anderswo in dem Land, das die Weltmeisterschaft zu Gast hat. Vor allem im ehemaligen Ostdeutschland, wo Gruppen der extremen Rechten – deren Bosse reiche politische Aktivisten im Westen sind – leicht junge Leute rekrutieren, die durch soziale Probleme enttäuscht und frustriert sind. Und wo, so warnen bereits die Geheimdienste, nicht nur die hohe Arbeitslosigkeit, sondern auch das Erbe der Vergangenheit ein günstiges Hinterland für den Rechtsextremismus bildet. Die ehemalige DDR hat 12 Jahre Nazifaschismus hinter sich sowie 50 Jahre brutalen stalinistischen Kommunismus: Für viele Menschen dort sind die Diktatur und ihre Gewalt Normalität, die Demokratie dagegen ist eine fremde und oft abgelehnte Neuigkeit.

Die Turiner Zeitung La Stampa meint dazu: Der Fremde scheint das bevorzugte Opfer der deutschen Nazi- Skinheads zu sein. 27 Tagen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland werden die Nazi-Skinheads immer sichtbarer und brutaler. Sie hatten das angekündigt: Die Fußballspiele sollen zu ihrer Bühne werden. Eine Gelegenheit, ihre Solidarität mit dem iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad zu zeigen, der die Realität des Holocaust mehrfach abgestritten hat.

Die Neue Zürcher Zeitung schreibt zur Wahl von Kurt Beck zum SPD-Chef: Platzeck präsentierte sich als nachdenklicher Vorsitzender, der den parteiinternen Diskussionen breiten Raum gab und die zuvor gescheiterte Revision des Parteiprogramms in Angriff nahm. Seine Rede am Sonderparteitag zeigte noch einmal, wie sehr er als Vorsitzender bereit gewesen war, im Zuge der Programmdebatte alte sozialdemokratische Zöpfe abzuschneiden. Sein Auftritt ließ zudem die Grenzen Becks zutage treten. Denn der übernahm zwar die unter Platzecks Ägide ausgearbeiteten Leitlinien, doch machte er alsbald deutlich, dass er mit dem theoretischen Diskurs nicht viel anfangen kann. In einer biederen Rede reihte er Gemeinplatz an Gemeinplatz und würdigte noch einmal ausführlich die Errungenschaften des deutschen Sozialmodells, das unmittelbar zuvor Platzeck in dieser Form für obsolet erklärt hatte. Ob Mitbestimmung, Kündigungsschutz oder Verzicht auf Studiengebühren – Beck sprach den Anhängern der traditionellen Sozialdemokratie aus dem Herzen.