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Archiv-Artikel

die anderen über die vergangenheitsbewältigung in chile

In den Niederlanden meint der Volkskrant: Wie muss eine junge oder wieder geborene Demokratie mit ihrer Geschichte der Diktatur umgehen? Das eine Land entschied sich für schonungslose Aufklärung und konsequente Bestrafung, in dem anderen Land wurde die Vergangenheit weitgehend zugedeckt.Chile ist einen Mittelweg gegangen. Anfangs beließ man es bei der Immunität, die der Exdiktator sich selbst verschafft hatte. Als er mit knapper Not der internationalen Justiz entkam, wurden doch noch Schritte zu seiner juristischen Verfolgung eingeleitet. Aber wegen seiner (vermeintlich) schwachen Gesundheit wurde das nicht auf die Spitze getrieben.

Die Salzburger Nachrichten meinen: Kein chilenisches Gericht hat ihn je verurteilt für den Staatsterrorismus, der 3.000 Menschenleben kostete, etwa 30.000 Gefolterte hinterließ und zehntausende entwurzelter Exilanten. Die regierenden Zivilisten beteuern auch heute, man habe nicht anders gekonnt, als den obersten Verantwortlichen Pinochet auszusparen. 24 Stunden nach der Todesmeldung machten sich die Staatsanwälte daran, die anhängigen Strafverfahren gegen Pinochet einzustellen. In den letzten Tagen sind noch welche in Gang gekommen. Alle wurden so betont schleppend geführt, dass es keinen Zweifel gab: Der Tod musste der Verurteilung zuvorkommen.