die anderen über die spitzel-affäre des polnischen erzbischofs wielgus :
Die niederländische Zeitung de Volkskrant kommentiert: An der Affäre Wielgus zeigt sich, dass Polen immer noch keinen Weg gefunden hat, seine Vergangenheit zu bewältigen. Nach einigen Schätzungen haben seinerzeit bis zu 15 Prozent der Kirchenfunktionäre die Verständigung mit der kommunistischen Führung gesucht. Einen Tag nach Wielgus' Rücktritt trat in Krakau auch ein Priester zurück. Die Frage ist, ob das Schicksal von Wielgus auch das aller kleinen Sünder sein muss. Zum Glauben gehört auch Vergebung. Ein solcher Prozess der Versöhnung mit der Vergangenheit kann aber nur von jemandem geführt werden, dessen eigenes Verhalten tadellos ist.
Der Pariser Figaro meint dazu: Der Rücktritt von Stanislaw Wielgus stürzt eine der mächtigsten Festungen der katholischen Kirche in Europa in die Krise. Dieser Skandal war vorhersehbar, denn der Populismus der Brüder Kaczyński – des Präsidenten und seines Regierungschefs – hat Polen in eine riesige Abrechnung mit seinen Eliten hineingezogen, denen unter anderen Übeln die Unterstützung des Kommunismus vorgeworfen wird. Die Ernennung von Stanislaw Wielgus durch Papst Benedikt XVI., das lange Hin und Her nach den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen und schließlich sein Rücktritt werden im Vatikan Spuren hinterlassen.