piwik no script img

Archiv-Artikel

die anderen über den dreiergipfel bei schröder

Spanien ist beim Dreiergipfel nicht dabei, beschwert sich die Zeitung El Mundo aus Madrid: Es ist ganz offensichtlich, dass Gerhard Schröder und Jacques Chirac den spanischen Ministerpräsidenten José María Aznar vom Gipfel in Berlin ausgeschlossen haben. Spanien hätte bei dem Treffen unbedingt vertreten sein müssen. Es zählt zu den exponierten Befürwortern der US-Linie im Irakkonflikt, und es gehört als nichtständiges Mitglied dem Weltsicherheitsrat an. Man muss sich nun fragen, wie lange Paris und Berlin noch Aznar für seine proamerikanische Haltung bestrafen wollen. Ebenso stellt sich die Frage, ob es sich für Spanien auf lange Sicht auszahlt, mit den USA exzellente Beziehungen zu unterhalten und auf der Gegenseite den guten Kontakt zur zentralen Achse der Europäischen Union zu verlieren.

Italien auch nicht, schreibt die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera: Der wahre Eindruck ist, dass bei der Vorbereitung des Berliner Treffens Italien wirklich niemandem in den Sinn gekommen ist. Das einzige Tauziehen über das Ausmaß des Gipfels soll sich darum gedreht haben, ob – wie von den Engländern gewünscht – auch der spanische Ministerpräsident José María Aznar eingeladen werden sollte. Aber Berlin und Paris waren unnachgiebig. Der Gipfel am Samstag könnte aber eine gute Basis für die Wiederherstellung des europäischen Images auf der internationalen Bühne werden, sollte es gelingen, die Elemente für einen gemeinsamen britisch-französisch-deutschen Standpunkt zu finden.

Die linksliberale Pariser Tageszeitung Libération beobachtet den deutsch-französischen Ministerrat, der dem Dreiergipfel vorausgeht: Außer England sind unsere europäischen Partner grundsätzlich eher einverstanden mit unserer Sicht der Welt und stellen den Nutzen der deutsch-französischen Führerschaft nicht in Frage. Das Paradox ist, dass sie kaum einen Unterschied sehen zwischen der arroganten und unilateralistischen Haltung Washingtons und der des Paars Paris/Berlin. Die beiden Länder müssen deshalb lernen, ihre europäischen Partner besser an ihrer Dynamik und ihren Vorstellungen teilhaben zu lassen, und sie überzeugen, dass sie keine Hegemonie wollen. Sie müssen den Weg des guten Beispiels wieder finden. Sie müssen den zehn Ländern, die der Europäischen Union beitreten werden, ein Signal der Solidarität geben, das in konkreten Initiativen mit kurzfristigen Wirkungen besteht. Das ist das Thema des deutsch-französischen Ministerrats am 18. September.