die anderen über den blix-bericht :
Nach der Vorlage des Berichts der UN-Waffeninspektoren im Irak haben sich viele Kommentatoren europäischer Zeitungen gegen einen Irakkrieg ausgesprochen.
Das der britischen Labour-Partei nahe stehende Massenblatt The Mirror schrieb: „Der Bericht hat nicht das belegt, was US-Präsident George W. Bush und der englische Premierminister Tony Blair uns glauben machen wollen: dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen hat und diese auch einzusetzen bereit ist.“ Die konservative Financial Times schließt sich an: „Die Berichte der UN-Experten sind weit davon entfernt, die von US-Präsident George Bush und Premierminister Tony Blair aufgestellten Behauptungen zu bestätigen. Wenn die USA und Großbritannien tatsächlich Beweise über Iraks Waffenarsenal haben, dann ist es jetzt an der Zeit, sie herauszurücken.“
Il Messagero aus Rom resümiert: „Man hatte einen Bericht ohne ganz sichere Aussagen erwartet. Alles in allem: großer Verdacht, aber keine rauchenden Colts.“ Die Zeitung El Mundo aus Madrid bemerkte: „Der Chef der UN- Waffeninspektoren, Hans Blix, deutete auch an, dass die USA es ebenfalls an Kooperation fehlen ließen.“ „In einer Welt, die zusammenwächst, ist es klug, den Entscheid über Krieg und Frieden nicht einem einzelnen Sheriff zu überlassen“, folgerte der Tagesanzeiger aus Zürich. Frankreich und Deutschland könnten sich aber nicht damit zufrieden geben, nur Nein zu einer Militäraktion zu sagen, schrieb die niederländische, sozialdemokratisch orientierte Zeitung Volkskrant.
Die Rolle der Vereinten Nationen ist nach Ansicht der linksliberalen französischen Tageszeitung Libération gestärkt worden: „Bush und Blair haben mit ihrer Zustimmung zu einer Verlängerung der Inspektionen gezeigt, dass sie der Position der UN nicht gleichgültig gegenüberstehen.“ Verständnis für die amerikanische Position brachte hingegen die niederländische konservative Zeitung De Telegraaf auf: „Aus verständlichen Gründen verlieren die Amerikaner die Geduld.“ Die linksliberale Tageszeitung Mladá fronta Dnes aus Prag meint, dass der Verdacht gegen Saddam Hussein bleibt. „Aber ist das überhaupt entscheidend? Es ist möglich, dass der Krieg noch etwas verschoben wird. Eine neue Untersuchung der Inspektoren gibt den USA lediglich mehr Zeit zum Truppenaufmarsch.“
Die römische Zeitung La Repubblica schließlich stellte eine Frage, die viele Menschen umtreibt: „Alle sind sich darin einig, dass man den Inspektoren mehr Zeit geben muss. Aber wie viel Zeit?“