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Archiv-Artikel

die anderen über das fortschrittliche todesurteil gegen saddam

Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert: Urteil ja, Strafe nein? Das Echo in der arabischen Welt ist bemerkenswert, aber nicht überraschend, denn der Irak ist der erste Staat des Mittleren Ostens, der in der Neuzeit versucht, auf der Basis des Rechts mit einer blutrünstigen Diktatur abzurechnen. Tatsache ist, dass der souveräne Staat Irak den Vorrang der nationalen Gerichtsbarkeit mit diesem Verfahren in Anspruch genommen hat. Das ist ein Indiz des Willens, die Vergangenheitsbewältigung selber in Angriff zu nehmen. Dass die erste Etappe zu Ende gebracht werden konnte, ist für die Iraker ein Erfolg. Man sollte sie dazu beglückwünschen, statt sie zu kritisieren.

Die römische Zeitung La Repubblica meint: Saddam muss eine unglaubliche Fähigkeit besitzen, sich zu erholen, wenn er nur 48 Stunden nach seiner Verurteilung zum Tod durch den Strang schon wieder heiter wirkt und lächeln kann. Mit erhobenem Haupt, elegant betritt er wieder den gleichen Käfig und setzt sich auf den gleichen Platz, auf dem er am Sonntag verrückt gespielt und wie ein ganz anderer Mensch gewirkt hatte. Eine unerwartete Verwandlung, die viel darüber verrät, wer Saddam Hussein wirklich ist und aus welchem Holz er geschnitzt ist. Die Demonstrationen für ihn – wenn auch nur von Seiten der Sunniten – müssen ihm neues Vertrauen eingeflößt haben.