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Archiv-Artikel

die anderen: cola für nordkorea, doppelspitze für europa und die folgen der gier nach öl

Die Moskauer Zeitung Kommersant schaut auf den Konflikt zwischen Nordkorea und den USA: Es wäre traurig, wenn die USA als Zeichen der Hilflosigkeit ihrer Demokratie gegenüber der nordkoreanischen Ideologie eine Bombe einsetzten. Wir, das früher große Sowjetvolk, wissen doch, dass man Schurken wie uns nicht mit Atombomben besiegt, sondern mit Coca-Cola, Kaugummis, Jeans und Erotikfilmen! Wenn das nordkoreanische Volk täglich nicht nur eine Schüssel Reis, sondern zwei hätte, könnte man drohen, ihm eine wegzunehmen. Die Verführung ganzer Völker zum Laster hat sich schon im 20. Jahrhundert als effektivere Waffe erwiesen als die F-16.

Die polnische Gazeta Wyborcza kommentiert den „Doppelspitze“-Vorschlag der künftigen Leitung der EU: Frankreich und Deutschland, zwei europäische Schlüsselstaaten, schlagen vor, dass ein politisches Duett europäischer Präsidenten die EU leitet. Was Schröder und Chirac wollen, ist nicht die Erfüllung der Träume der europäischen Föderalisten, die die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa wollten – eines Staates vieler Völker mit einem starken Präsidenten, wie im Weißen Haus in Washington. Es ist auch nicht die Vision des „Europas der Vaterländer“, in denen die auf nationale Souveränität achtenden Regierungen der einzelnen Länder über alles einvernehmlich entscheiden würden. Ein solches Europa der Zukunft in der deutsch-französischen Version ist in der Lage, Entscheidungen in seinen Beziehungen mit der Welt zu treffen, auch wenn ein gemeinsamer Standpunkt viel Zeit und Anstrengungen erfordert.

Zu den Umweltfolgen nach dem Untergang des Öltankers Prestige schreibt der Züricher Tages-Anzeiger: Der Untergang der „Prestige“ hat wieder einmal gezeigt, welch gigantisches, auf Vertuschung von Verantwortlichkeiten angelegtes Konstrukt hinter den Öltransporten steht. Die „Prestige“ wurde von einem griechischen Reeder betrieben, von einer Rohstofffirma mit Sitz im schweizerischen Zug gechartert, sie segelte unter der „Billigflagge“ Panama und gehörte einer Firma in Liberia. In der Seeschifffahrt gelten andere Gesetzmäßigkeiten. Der Preiskampf ist gnadenlos. „Nach uns die Ölpest“ – das ist das verhängnisvolle Credo, das viele dieser Herren der Meere auf ihre Flaggen schreiben. Aber auch die Konsumenten müssen ihre Haltung hinterfragen. Auf nichts sind die Industriegesellschaften so erpicht wie auf billige Brennstoffe. Die Ölteppiche vor der galicischen Küste sind ein Stück weit die Folge dieser Gier.